Wahlprogramme der demokratischen Parteien im Check: Psychische Gesundheit und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen

 

Am 23. Februar 2025 finden die vorgezogenen Bundestagswahlen statt. Wir haben Fragen an die im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien (Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP, SPD und Union) zu ihrem Wahlprogramm gestellt.

Leider hat nur eine einzige der angefragten Parteien unsere Fragen beantwortet, da aufgrund der Kürze der Zeit nur ausgewählte Verbände den Vorrang bekamen. Die Antworten der Partei DIE LINKE auf unsere acht Fragen stellen wir hier ungekürzt zur Verfügung.

Wahlprüfsteine für die Landtagswahl Bayern 2023 des Mutmachleute e.V.

 

Der gemeinnützige Verein Mutmachleute e.V. gibt psychisch erkrankten Menschen und ihren Angehörigen eine Stimme und setzt sich mit öffentlichkeitswirksamen digitalen und analogen Kampagnen für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ein. Er verfolgt den Ansatz, dass Stigmata nur nachhaltig und glaubhaft verändert werden können von Menschen mit psychischen Erkrankungen aus der Mitte der Gesellschaft heraus – und nicht durch elitäre Instanzen von oben herab, über ihre Köpfe hinweg.

Psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen brauchen unabhängig von Hautfarbe, sozialer oder ethnischer Herkunft, Geschlecht und sexueller Identität, Alter, Religion oder Weltanschauung, sozio-ökonomischer Situation einen direkten und schnellen Zugang zu Psychotherapeuten*innen und Hilfsangeboten. Insbesondere psychisch schwer Erkrankte und akut gefährdete Menschen benötigen schnell verfügbare ambulante und/oder stationäre Angebote, sektorenübergreifende und niedrigschwellige Hilfsangebote und profitieren im präventiven Sinne von breit angelegten Kampagnen. Dafür setzt sich Mutmachleute e.V. ein.

 

Bedeutung und Finanzierung von Anti-Stigma Initiativen

Anti-Stigma-Arbeit erachten wir als eine wichtige Präventionssäule. Wenn Menschen aller Altersklassen besser informiert und sensibilisiert werden, können sie auch offener über ihre Belastungen und Erkrankungen sprechen und rechtzeitig Hilfe suchen. Sich aus Scham und Angst vor Stigmatisierung in der Familie, Arbeitswelt, Freundes- und Bekanntenkreis nicht zu wagen, professionelle Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen, kann schlimmstenfalls tödlich enden.

Eine ausreichende Datenlage belegt die enormen und in den kommenden Jahrzehnten massiv steigenden Kosten durch psychische Erkrankungen, innerhalb und außerhalb des Gesundheitssystems. Präventionsmaßnahmen in vielerlei Gestalt – auch der Anti-Stigma Arbeit – Interventionen sowie politische Reformen würden weitreichend einzahlen, werden aber zu wenig, nicht sektorenübergreifend und vorausschauend umgesetzt. Wenn Anti-Stigma Programme effizient Kosten im Gesundheitssystem und darüber hinaus nachweislich reduzieren können, sind sie ökonomisch begründbar. Psychische Gesundheit in der Bevölkerung ist als eine politische und gesellschaftliche Aufgabe zu sehen. Die Politik muss hierfür den Grundstein legen.

Fragen:

1 Welche Bedeutung misst Ihre Partei der Anti-Stigma Arbeit im Kontext psychischer Erkrankungen bei und besteht ein Interesse an einer dauerhaften Anti-Stigma-Kampagne in der kommenden Legislatur auf Landesebene in Zusammenarbeit mit verschiedenen Non-Profit Organisationen?

2 In welchem Rahmen will Ihre Partei die Förderung von Kampagnen und Projekten in Bayern finanzieren, die gezielte Anti-Stigma-Kampagnen betreiben, insbes. im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit? Werden Sie sich dafür einsetzen, finanzielle Mittel bereitzustellen und wenn ja, auch interministeriell?

3 Plant Ihre Partei in der künftigen Legislatur einen Beirat zu schaffen, der sich aus Psychiatrieerfahrenen, ExIns, Vertreter*innen aus den Professionen Psychiatrie, Psychotherapie und Forschung sowie Betroffenen und Angehörigen zusammensetzt?

 

Psychologische Beratungs- und Behandlungsangebote und Versorgungslage für queere Menschen in Bayern im ländlichen Raum

LSBTIQ* Personen in Bayern werden noch immer stigmatisiert und strukturell diskriminiert, Hassdelikte häufen sich, die Stigmatisierung gehört für LSBTIQ* Personen in Bayern zum Alltag. Dabei gibt es im psychosozialen Bereich keine flächendeckende, fachlich spezialisierte Versorgung insbesondere im ländlichen Raum und abseits urbaner Strukturen. Das Risiko, an einer schweren psychischen Erkrankung zu leiden und das Suizidrisiko für homosexuelle und trans* Menschen ist um ein Vielfaches höher als bei heterosexuellen und cisgeschlechtlichen Menschen.

Fragen:

4 Plant Ihre Partei den Ausbau und die gesicherte Finanzierung flächendeckender und niedrigschwelliger psychologischer Beratungs- und Unterstützungsangebote im ländlichen Raum für nicht-heterosexuelle und nicht-cisgeschlechtliche Menschen in Bayern bei Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen während Coming-out- und Transitionsprozessen?

5 Plant Ihre Partei Ausbau und gesicherte Finanzierung flächendeckender und niedrigschwelliger psychologischer Beratungs- und Unterstützungsangebote im ländlichen Raum für nicht-heterosexuelle und nicht-cisgeschlechtliche Menschen in Bayern bei Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen? In welchem Rahmen will Ihre Partei die gezielte Förderung von LSBTIQ* Anti-Stigma-Kampagnen und Projekten in Bayern finanzieren, insbesondere im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit?

 

Intersektionelle Diskriminierung und Stigmatisierung psychisch kranker Menschen

Betroffene psychischer Erkrankungen, die zusätzlich aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe, Religion, infolge Fluchterfahrungen, ihres Geschlechts und sexueller Identität stigmatisiert und ausgegrenzt werden, haben neben einer deutlich geringeren Lebensqualität ein erhöhtes Suizidrisiko.

Fragen:

6 Mit welchen Konzepten und Maßnahmen will Ihre Partei mehrfach betroffenen Menschen in Bayern helfen, schneller passgenaue und zeitnahe Lösungsangebote zu erhalten und in diesem Bereich qualifizierte Beratungs- und Hilfsangebote zu etablieren?
Mit welchen Konzepten und Maßnahmen will Ihre Partei intersektionell stigmatisierten psychisch kranken Menschen in Bayern helfen, schneller passgenaue und zeitnahe Lösungsangebote zu erhalten und in diesem Bereich qualifizierte Beratungs- und Hilfsangebote zu etablieren?

7 Plant Ihre Partei darüber hinaus ein Modellprojekt einer multiprofessionellen, gut vernetzten, koordinierten Versorgung für intersektionell diskriminierte Menschen mit dem zusätzlichen Fokus auf die Präventionsarbeit durch entstigmatisierende Öffentlichkeitsarbeit?
Plant Ihre Partei ein Modellprojekt einer multiprofessionellen, gut vernetzten, koordinierten Versorgung für intersektionell diskriminierte psychisch kranke Menschen mit dem zusätzlichen Fokus auf die Präventionsarbeit durch Anti-Stigma Öffentlichkeitsarbeit?

 

Sektorenübergreifende Versorgung psychisch kranker Menschen in strukturschwachen Gegenden

Die Versorgung psychisch kranker Menschen im ländlichen Raum ist häufig schlecht: fehlende Psychotherapieplätze durch zu wenige Kassenzulassungen, unzureichende Früherkennung und Primärversorgung durch Hausärzt*innen, berufsgruppenübergreifende mangelnde Kenntnisse im Bereich der psychischen Erkrankungen und noch immer häufig anzutreffende Stigmatisierung seitens ärztlichen Personals erschweren es den Betroffenen massiv, helfende Angebote wahrnehmen zu können. Für die Betroffenen sind aufeinander abgestimmte Versorgungswege, die alle Lebensbereiche abdecken, entscheidend (Wohnen, Arbeit, Teilhabe, psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung).

Frage: 

Wie wird Ihre Partei die Versorgung für psychisch schwer kranke Menschen in ländlichen Regionen verbessern? Wie stehen Sie zu sektorenübergreifenden Versorgungsmodellen für psychisch schwer kranke Menschen? Wie wollen Sie Modelle der Komplexversorgung in Bayern etablieren und fördern?

 

 

 

 Antworten der Partei DIE LINKE auf die Fragen von Mutmachleute e.V. 

 

Fragen zur Anti-Stigma-Arbeit

 

Welche Bedeutung misst Ihre Partei der Anti-Stigma Arbeit im Kontext psychischer Erkrankungen bei und besteht ein Interesse an einer dauerhaften Anti-Stigma-Kampagne in der kommenden Legislatur auf Bundesebene in Zusammenarbeit mit verschiedenen Non-Profit Organisationen?

Ja, Die Linke hat Interesse an einer Anti-Stigma-Kampagne in Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen und Non-Profit Organisationen. Wir setzen uns für die Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein. Vorurteile und Diskriminierung jedweder Art wollen wir abbauen und beseitigen. Dabei messen wir der Anti-Stigma-Arbeit eine hohe Bedeutung bei. Wir fordern eine umfassende Aufklärung der Gesellschaft über psychische Erkrankungen, deren Ursachen und Folgen sowie den Ausbau von Unterstützungsangeboten für Betroffene. Zudem wollen wir eine stärkere Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen in alle gesellschaftlichen Bereiche, um deren Teilhabe zu fördern und Stigmatisierung entgegenzuwirken. Die Linke unterstützt Initiativen und Organisationen, die sich der Anti-Stigma-Arbeit widmen und setzt sich für eine angemessene Finanzierung solcher Projekte ein. Der Abbau von Stigmatisierung verbessert nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern ist auch gesamtgesellschaftlich von Bedeutung.

In welchem Rahmen will Ihre Partei die Förderung von Kampagnen und Projekten finanzieren, die gezielte Anti-Stigma-Kampagnen betreiben, im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit? Werden Sie sich dafür einsetzen,finanzielle Mittel bereitzustellen und wenn ja, auch interministeriell?

Ja, Die Linke wird sich dafür einsetzen, dass Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Projekte für Anti- Stigma-Arbeit gefördert werden und finanzielle Mittel für entsprechende Kampagnen bekommen. Damit die Selbsthilfe ihre Unabhängigkeit sichern und den großen Verbänden und Unternehmen im Gesundheitswesen auf Augenhöhe begegnen kann, muss sie angemessen finanziert werden. Die Förderverfahren sind transparent und unbürokratisch auszugestalten.

Plant Ihre Partei in der künftigen Legislatur einen Beirat zu schaffen, der sich aus Psychiatrieerfahrenen, ExIns,Vertreter*innen aus den Professionen Psychiatrie, Initiativen wie dem Mutmachleute V., Psychotherapie undForschung sowie Betroffenen und Angehörigen zusammensetzt?

Ja, Die Linke begrüßt grundsätzlich die Einbindung von Betroffenen und ihren Angehörigen in gesundheitspolitische Gremien und Entscheidungsprozesse. Wir fordern die Einrichtung eines unabhängigen Beirats für Gesundheit. Er soll jedes staatliche Handeln, insbesondere Gesetzgebungsverfahren, auf seine Auswirkungen auf die Gesundheit und die gesundheitliche Ungleichheit der Bevölkerung hin überprüfen.

 

Fragen zur Versorgungslage für queere Menschen

 

Plant Ihre Partei den Ausbau und die gesicherte Finanzierung flächendeckender und niedrigschwelliger psychologischer Beratungs- und Unterstützungsangebote im ländlichen Raum für nicht-heterosexuelle und nicht-cisgeschlechtliche Menschen bei Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen während Coming-out- undTransitionsprozessen?

Ja, Die Linke fordert eine umfassende Gesundheitsversorgung für queere Menschen. Sie muss gerade für trans*Personen gesetzlich garantiert sein und von den Krankenkassen übernommen werden. Die Versorgungsqualität darf nicht vom Wohnort abhängen. Wir wollen eine flächendeckende medizinische Versorgung auch im ländlichen Raum und schlagen dafür kommunale Versorgungszentren mit sektorenübergreifenden und multiprofessionellenLeistungsangeboten vor. Die entsprechenden Einrichtungen und Angebote müssen niedrigschwellig und diskriminierungsfrei sein.

Zugangsmöglichkeiten z. B. zur Prä- oder Post-Expositions-Prophylaxe und zu Hormonpräparaten müssen erleichtert und ausgebaut werden. Dazu muss auch eine bedarfsgerechte, wohnortnahe Versorgung durch Fachärzt*innen aufgebaut werden. Wir fordern Zufluchts- und Wohnorte für junge queere Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind (weil sie z. B. wegen des Coming-Outs ihr Zuhause verlieren). Die aufsuchende Jugendarbeit und Wohnungslosenhilfe müssen die spezifischen (Not-)Lagen von LSBTIQ* im Blick haben. Queere Jugendarbeit wollen wir zur kommunalen Pflichtaufgabe machen. Queere Selbstorganisation muss gestärkt werden – auch im ländlichen Raum.

In welchem Rahmen will Ihre Partei die gezielte Förderung von LSBTIQ* Anti-Stigma-Kampagnen und Projekten finanzieren, insbesondere im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit?

Die Linke setzt sich aktiv für die Förderung von Anti-Stigma-Kampagnen und Projekten für die LSBTIQ*- Community ein. Der Diskriminierung und Gewalt gegen LSBTIQ*-Personen wirken wir entgegen und stärken die Rechte von queeren Menschen. Wir setzen uns für einen ausfinanzierten Aktionsplan „Queer leben“ ein, der um soziale und gesundheitliche Aspekte (wie z. B. Armut, Obdachlosigkeit oder Psychiatrieerfahrung von queeren Menschen) ergänzt wird.

 

Fragen zur intersektionellen Diskriminierung und Stigmatisierung psychisch kranker Menschen

Mit welchen Konzepten und Maßnahmen will Ihre Partei mehrfach betroffenen Menschen helfen, schnellerpassgenaue und zeitnahe Lösungsangebote zu erhalten und in diesem Bereich qualifizierte Beratungs- und Hilfsangebote zu etablieren?

Die Linke verfolgt verschiedene Konzepte und Maßnahmen, um mehrfach betroffenen Menschen schneller passgenaue und zeitnahe Lösungsangebote bereitzustellen sowie qualifizierte Beratungs- und Hilfsangebote zuetablieren. Die Linke fordert den Ausbau niedrigschwelliger und flächendeckender Hilfs- und Beratungsstrukturen für mehrfach diskriminierte Menschen, wie migrantische, geflüchtete, wohnungslose oder trans* Personen. Diese sollen regelfinanziert und barrierefrei sein. Darüber hinaus verfolgen wir folgende Ansätze:

Sozial- und Rechtsberatung

Die Linke bietet bundesweit rund 120 kostenlose Sozial- und Rechtsberatungsstellen an. Sie umfassen unter anderem Bürgergeld-Beratung, Asylberatung, Mietrechtsberatung und Familienhilfe. Ziel ist es, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, die direkt vor Ort verfügbar sind, um Betroffene in schwierigen sozialen oder rechtlichen Situationen zu unterstützen.

Stärkung von Selbsthilfegruppen

Die Linke fordert den Aufbau von Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen finanziell zu unterstützen, um Betroffene aktiv in solidarische Unterstützungsstrukturen einzubinden. Damit wollen wir die Selbstorganisation und Mündigkeit der Betroffenen stärken.

Verbesserung der institutionellen Strukturen

Die Linke setzt sich dafür ein, dass intersektionale Beratungsangebote weiter ausgebaut und niedrigschwellig angelegt werden. Dazu bedarf es kontinuierlicher Förderung durch ausreichende und bedarfsgerechte Sach- und Personalmittel.

Barrierefreie und inklusive Angebote

Die Linke fordert barrierefreie Zugänge zu Gesundheits- und Beratungsangeboten, einschließlich fremdsprachiger Informationen und Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen.

Unbürokratische Entlastungsangebote

Die Linke will Entlastungsleistungen wie haushaltsnahe Dienstleistungen oder Alltagsbegleitung einfacher zugänglich machen.

Förderung von Solidarität

Die Linke will paternalistische Ansätze reduzieren und die Selbstorganisation der Betroffenen stärken. Dies setzt die ausreichende Förderung voraus. Betroffene können dann ermutigt werden, sich aktiv an solidarischen Hilfsprojekten zubeteiligen, z. B. durch Übersetzungen oder Begleitung bei Behördengängen.

 

Plant Ihre Partei darüber hinaus ein Modellprojekt einer multiprofessionellen, gut vernetzten, koordiniertenVersorgung für intersektionell diskriminierte Menschen mit dem zusätzlichen Fokus auf die Präventionsarbeit durch entstigmatisierende Öffentlichkeitsarbeit?

Ja, Die Linke befürwortet Modellprojekte, die eine multiprofessionelle, gut vernetzte und koordinierte Versorgung für intersektionell diskriminierte Menschen fördern. Wir setzen uns für eine entstigmatisierende Aufklärungsarbeit ein, insbesondere im Bereich geschlechtlicher und sexueller Vielfalt und gegen Diskriminierung von trans und nicht-binären Menschen. Dies schließt die Förderung von community-basierter Expertise ein. Wir fordern einen ausfinanzierten Aktionsplan „Queer leben“, der um intersektionale Aspekte wie Rassismus-, Armuts- oder Psychiatrieerfahrungen ergänzt werden soll.

 

 

Fragen zur sektorenübergreifenden Versorgung psychisch kranker Menschen in strukturschwachen Gegenden

Wie wird Ihre Partei die Versorgung für psychisch schwer kranke Menschen in ländlichen Regionen verbessern? Wie stehen Sie zu sektorenübergreifenden Versorgungsmodellen für psychisch schwer kranke Menschen? Wie wollen Sie Modelle der Komplexversorgung etablieren und fördern?

Die Linke tritt für eine gute, flächendeckende, barrierefreie und bedarfsdeckende gesundheitliche Versorgung in Stadtund Land ein. Wir wollen kommunale Versorgungszentren als Rückgrat der wohnortnahen Gesundheitsversorgung fördern. Sie sollen zentrale Anlaufstelle für Patient*innen sein und die ambulante Versorgung mit akutstationären, notfallmedizinischen, psychotherapeutischen, gemeindepsychiatrischen, pflegerischen und weiteren therapeutischen Behandlungen verbinden. Der Bund muss dafür die sektorenübergreifende Behandlung und regionale Grundversorgung verlässlich und ausreichend finanzieren und sektorenübergreifendes Arbeiten in öffentlicher oder gemeinnütziger Hand gesetzlich möglich machen. Präventive Maßnahmen müssen in allen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle spielen („Mental health in all policies“). Daneben ist es notwendig, dass die therapeutische Versorgung massiv ausgebaut wird; nicht nur, aber vor allem für Kinder und Jugendliche. Die psychotherapeutischen und gemeindepsychiatrischen Angebote decken in vielen Regionen bei Weitem nicht den Bedarf. Wir setzen uns daher für eine Reform der psychiatrischen Versorgung ein. Ziel ist es, die Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern und humaner zu gestalten.

Der Ausbau von ambulanten Angeboten soll sicherstellen, dass Betroffene frühzeitig Unterstützung erhalten und Krankenhausaufenthalte vermieden werden können. Die Einführung von aufsuchenden Krisendiensten und Krisenpensionen (Soteria) soll Menschen in akuten psychischen Krisen schnell und wohnortnah helfen. Durch eine bessere Ausstattung der sozialpsychiatrischen Dienste soll eine kontinuierliche Begleitung und Unterstützung von Betroffenen gewährleistet werden. Wir wollen eine gewaltfreie Psychiatrie und die Abschaffung diesbezüglicher Sondergesetze. Die räumlichen Bedingungen und die personelle Ausstattung müssen eine Behandlung ohne Zwang und Gewalt ermöglichen. Wir wollen einen geschlechtersensiblen Blick auf Gesundheit und Krankheit in Forschung und Fortbildung fördern.