Starnberger Merkur: Buntes Stadtfest gegen rechte Gedanken

„Mia san mia, und mia san bunt!“ Mit diesem Banner werben Dr. Franz Sengl (Grüne), Tina Meffert (Mutmachleute), Frank Hauser (SPD), Rainer Hange (FDP und Starnberger Dialog), Sabine Linse („Schlosstheater“), Harald Schwab (CSU), Harald Kirsten (ÖDP), Christiane Krinner (Grüne), Musiker Stefan Komarek, Elisabeth Fuchsenberger (SPD), Stefan Berchtold (Piraten), Andrea Schulte-Krauss (Grüne), Hans Linse („Schlosstheater“), Veronika Mentzel (Condrobs), Erika Schalper (Kunstaktivistin) und Jasmin Dufford (FDP) für das „Bunte Stadtfest“, das am Freitag, 15. September, stattfindet. Foto: Rutt

 

Starnberg – Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik hat sich seinen „stillen Protest“, wie er es ausdrückt, schon ausgedacht. Wenn die AfD am nächsten Freitag, 15. September, zur Wahlkampfveranstaltung mit ihrem Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla in die Schlossberghalle kommt, dann lässt er das Rathaus mit einer Ukraine-Fahne, einer Regenbogenfahne und einer Europafahne beflaggen. „Das sind drei Themen, die unseren Gästen von der AfD wehtun werden“, sagt Christiane Krinner dazu. Sie organisiert federführend eine weitere Form des Protestes: ein „Buntes Stadtfest“, das an jenem Freitag um 17  Uhr auf dem Kirchplatz beginnt und gegen Mitternacht im „Schlosstheater“ (ehemals Schuh-Linse, Wittelsbacherstraße 1) endet – mit Musik und Kultur, mit Essen und Trinken und mit ganz vielen Gesprächen.

„Wir stehen für Toleranz, Teilhabe und Menschenwürde“, sagte Krinner beim Pressegespräch am Donnerstag und freute sich, dass binnen gerade mal zwei Wochen Vorbereitung so viele Gruppen ihre Teilnahme zugesagt haben. CSU, Grüne, SPD, FDP, ÖDP, Linke und die Piraten aus Gauting unterstützen das Fest, dazu das überparteiliche Bündnis Starnberger Dialog, der Inklusionsbeirat, die Suchthilfe Condrobs, der Verein Mutmachleute, der Kreisjugendring, Vertreter der Kirchen sowie das Künstlerkollektiv Wittelsbacher 1, das derzeit im „Schlosstheater“ ausstellt. Die Liste sei für weitere Unterstützer offen, betonte Krinner, der auch das wichtig ist: „Das Fest ist weit ab von jedem Wahlkampf. Es wird auch keine Politikerreden geben.“ Sie selbst organisiere das Stadtfest auch als Privatperson und nicht als Mitglied des Starnberger Grünen-Vorstands.

Als Redner seien bislang Patrick Janik als Vertreter der Stadt sowie Tina Meffert vom Vorstand der Mutmachleute vorgesehen, einem Verein, der über psychische Erkrankungen aufklärt und gegen Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung eintritt. Das Kulturprogramm bilden im Bereich Kabarett/Poetry Slam Meike Harms, Erika Schalper und das Duo Faltsch Wagoni, die Solisten Stefan Komarek und Louis Bandomer sowie die Bands The Deed, Yaks und Frequent Flyer.

Er sehe in der AfD eine „Bedrohung für die plurale Gesellschaft“, sagte Stefan Berchtold von The Deed. Die ganze Haltung der Partei greife auch die Kunstfreiheit an, erklärte Berchtold, der für die Piratenpartei dem Gautinger Gemeinderat angehört. „Wir können am Freitag nicht die Welt retten“, betonte Stefan Komarek, der hauptberuflich an der Musikschule Starnberg lehrt, beim Stadtfest aber ausdrücklich als Privatperson auftritt. „Aber wir wollen die Menschen ein bisschen aufrütteln.“ Alle Künstler treten im Übrigen ohne Gage auf, worüber sich Christiane Krinner sehr freut.

Auf dem Kirchplatz wird eine Bühne aufgebaut – die am Freitag gegen 13 Uhr bereits vom Klimabündnis Starnberg im Rahmen des globalen Klimastreiks genutzt werden darf. Zudem stehen die Räumlichkeiten des „Schlosstheaters“ zur Verfügung. Was die Verpflegung betrifft, so halten es die Verantwortlichen wie bei der Nacht der langen Tafel. Jeder Besucher darf sich sein Picknick mitbringen. Dazu werden Helles vom Starnberger Brauhaus, Wein und alkoholfreie Getränke verkauft. Zur Sicherheit sollte sich jeder, der etwas anderes als Bier trinken möchte, ein eigenes Glas mitbringen, erklärte Krinner.

Ihr Engagement für die Gesellschaft und gegen die AfD erklärte sie auch mit Blick auf den bayerischen Verfassungsschutz, der die Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall beobachtet. Demnach habe die AfD unter anderem das Ziel, das Vertrauen der Bevölkerung in das Funktionieren des parlamentarischen Staates zu schwächen. „Es ist an der Zeit, diese Gefahr ernstzunehmen“, betonte Krinner. Die Gefahr nehme zu, warnte SPD-Kreisrätin Elisabeth Fuchsenberger. „Es ist erschreckend, wie dieses Gedankengut in der breiten Mitte angekommen ist“, sagte sie mit Blick auf aktuelle Umfragewerte. „Noch sind wir mehr“, betonte Grünen-Kreisrätin Andrea Schulte-Krauss. Das gelte es, beim Stadtfest herauszustellen.

Warum sich auch eine soziale Einrichtung wie Condrobs daran beteiligt, erklärte deren Leiterin in Starnberg, Veronika Mentzel, so: „Wir nehmen auch für unsere Klienten teil, die durch die AfD von Ausgrenzung betroffen wären.“ Und Claus Angerbauer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Behindertenfragen, warnte: „Die AfD sieht Menschen mit Behinderung nicht als gleichberechtigte Mitglieder einer vielfältigen Gesellschaft, sondern als Störfaktoren.“ Gedanken, die CSU-Kreisrat Harald Schwab an ganz schlimme Zeiten während der NS-Herrschaft erinnerten.

Quellenangabe: Starnberger Merkur vom 08.09.2023, Seite 31

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