Nichts macht dich stärker, als dein wahres Ich zu zeigen!
Betroffener: Luca Brave
Jahrgang: 1991
Ressourcen: Bücher schreiben, auf Social Media inspirieren
Mit welchen psychischen Herausforderungen hattest (und hast) Du zu kämpfen?
2017 startete ich die Therapie auf meinem Trans*weg. Dieser Weg war ein steiniger, aber auch ein Weg zur inneren Transformation. Natürlich hat sich mein äußeres Erscheinungsbild von Jahr zu Jahr verändert. Aber viel mehr hat sich innerlich etwas in mir getan. Der Weg war geprägt von Selbstzweifeln und äußeren Einflüssen, was mich dazu geführt hat, mein Selbstwertgefühl zu stärken.
Der bürokratische Teil war besonders herausfordernd – all die Anträge, Erklärungen, Gutachten und Gerichtsbeschlüsse. Das hat mich mental und finanziell an meine Grenzen gebracht. Der Leidensdruck war hoch, sonst hätte ich diesen Weg wahrscheinlich nicht so konsequent gehen können.
Würde ich mich heute fragen, ob ich diesen Weg noch einmal gehen würde, dann: ja, auf jeden Fall. Denn ich weiß heute, wie oft ich mich damals verloren und verzweifelt gefühlt habe – und dass genau das nötig war, um mich zu finden.
Ich habe gelernt, meine Ängste nicht als Schwäche zu sehen, sondern als Hinweis meiner Seele, dass Veränderung bevorsteht. Durch meinen Wandel habe ich auch Menschen verloren und das war in Ordnung. Denn Wachstum bedeutet, loszulassen, was nicht mehr zu dir passt. Transformation entsteht nicht in der Komfortzone. Sie entsteht dann, wenn du bereit bist, den Schmerz zu fühlen. So wie beim Muskelaufbau: Erst kommt der Schmerz, dann die Stärke.
Heute weiß ich: Du bist gut genug – egal, was andere sagen oder denken.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Als ich vor der Entscheidung stand, endlich ich selbst zu sein, habe ich mir Vorbilder gewünscht, die mich inspirieren und begleiten. Doch damals gab es kaum Menschen, die ihren Weg offen geteilt haben. Also beschloss ich 2017, jeden Montag ein Video auf YouTube hochzuladen, um andere Menschen mitzunehmen. Mein Ziel war – und ist – es, anderen Mut zu machen, ehrlich und authentisch zu sein.
Heute begleite ich Menschen in schwierigen Lebenslagen auf ihrem Weg, sie selbst zu sein.
Wie hat dein Umfeld reagiert und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deinen Trans*weg wünschen?
Das Umfeld hat unterschiedlich reagiert. Menschen kommen und gehen im Leben. Aber alle Menschen bringen Glück, die einen, wenn sie kommen, die anderen, wenn sie gehen.
Was ich mir grundsätzlich von der Gesellschaft wünsche, ist, weniger Masken, mehr Authentizität, wir alle haben in unserem Leben unsere Päckchen zu tragen. Und trotzdem haben wir alle was gemeinsam, wir sind alle Menschen und umso mehr wir das realisieren umso stärker können wir eine Gemeinschaft und einen gemeinsamen Nenner finden.
Welche Dinge haben dir auf deinem Weg am meisten geholfen?
Mental Gleichgesinnte zu finden und andere Menschen stark zu machen. Mir hat es immer Kraft gegeben, mich auch für Menschen einzusetzen, die gerade schwächer sind – egal, ob sie Transgender sind oder andere Hürden und Herausforderungen im Leben haben. Wir alle kämpfen unsere eigenen Kämpfe, und genau darin liegt unsere Verbindung.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Ich bringe meine Gedanken und Gefühle zu Papier oder spreche sie in ein Video. So teile ich sie mit der Welt und zeige anderen: Du bist nicht allein.
Was möchtest du anderen Menschen mit ähnlichen Herausforderungen mit auf den Weg geben?
Du bist gut genug – egal, was andere sagen oder denken.
Wenn Menschen dir sagen, du seist „zu viel“, dann frag dich: Vielleicht sind sie einfach „zu wenig“.
Dein Weg ist immer der Richtige. Vertraue deiner Intuition – sie wird dich führen. Nichts ist wertvoller als die Beziehung zu dir selbst.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Das größte Geschenk, das du einem Menschen machen kannst, sind nicht materielle Dinge, sondern aktives Zuhören und echtes Mitgefühl.
Es geht nicht um Mitleid, sondern darum, einfach da zu sein – ohne gleich den nächsten Ratschlag parat zu haben.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Im Schmerz entstehen die schönsten Dinge. Das mag im ersten Moment absurd klingen, doch genau darum geht es auch in meinem Buch „Von Niemand zu Jemand“.
Das Wichtigste im Leben ist, fair zu handeln. Menschen zu spiegeln kann Situationen – ja, sogar Leben – verändern.
Mit dem zweiten Buch „Ent-Wickel Dich“ möchte ich anderen Werkzeuge an die Hand geben, um mental mutiger und echter durchs Leben zu gehen – frei von den Glaubenssätzen anderer.
Mutig und echt zu sein, das ist meine Lebensaufgabe.
Besucht Luca auf seiner Website und auf Instagram: Luca Brave und Youtube: Luca Brave.


