Borderline: Man darf hinfallen, man muss nur immer wieder aufstehen.

Betroffene: Chaosqueen
Jahrgang: 1984
Diagnose: Borderline
Therapie: Ambulante Verhaltenstherapie
Ressourcen: Mein Partner, meine Katzen, Singen, Backen

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Vor etwa vier Jahren. Das war Fluch und Segen zugleich. Aber das „Kind“ hatte von da an einen Namen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil es einfach viel zu viele Vorurteile gibt. Man hat nur dieses eine Leben und das muss man nutzen. Ich habe meine Krankheit nie versteckt und verstecke auch meine Narben nicht, sie sind ein Teil von mir. Ich möchte anderen Mut machen, sich nicht mehr zu verstecken und zu sich zu stehen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Teils mit großem Unverständnis und mit Vorurteilen. Ich als Betroffene würde mir mehr Verständnis wünschen und dass psychische Krankheiten nicht mehr belächelt werden. Viele Menschen nehmen nur solche Krankheiten ernst, die man auch sieht und das kann fatale Folgen haben.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Dinge und Zusammenhänge zu verstehen, warum eine solche Krankheit entstehen kann, das hat mir geholfen, die Krankheit zu akzeptieren.

Meine Therapeutin war die größte Stütze für mich, die man sich nur wünschen kann. Sie hat mir dabei geholfen, zu verstehen, wer oder was ich bin und warum ich so bin. Wenn man einen Begriff für sein Dilemma hat, fällt es einem leichter, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und die Krankheit zu akzeptieren.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich habe einen kleinen Notfallkoffer. Darin befinden sich Lebenskarten, ein Igelball und Baldrian. Die Lebenskarten helfen mir dabei, Dinge, Situationen und Zustände zu hinterfragen, zu durchleuchten, und sie können dabei helfen, wieder einen klaren Blick bzw. einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Dadurch kann man dann auch wieder Kraft schöpfen.

Ich fühle mich oft, als säße ich in einem Zug, der mit vollem Tempo und defekter Bremse fährt. Mir helfen dann Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Hypnose sehr gut dabei, wieder in die Spur zu kommen. Aber all das sollte man nicht erst tun, wenn es mal wieder in einem eskaliert ist. Vorsorge ist besser als Nachsorge.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Wenn es einem schlecht geht und man ganz unten ist, dann ist das nicht das Ende. Es wird nicht so bleiben. Man sollte immer gut mit sich selbst umgehen, in sich hineinhorchen. Und es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Der Partner soll und kann einem Borderliner nicht helfen. Er kann nur unterstützen, muss aber dabei auch an sich selbst denken.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Als Borderliner fällt es mir persönlich sehr schwer, mich selbst zu beschreiben, weil ich mich immer in einem schlechteren Licht sehe. Ich würde aber dennoch sagen, dass ich es an mir schätze, so sensibel und feinfühlig zu sein, auch wenn das in der heutigen Zeit oft Nachteile mit sich bringen kann.