Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. (Oscar Wilde)
Birgit hatte im November 2019 ihren ersten Beitrag bei #Mutmachleute veröffentlicht.
Schon damals hatte sie eine sehr mutmachende Botschaft, ehrlich und authentisch, eine wahre Mutmacherin!
Heute meldet sie sich bei uns wieder und schreibt uns, wie es ihr inzwischen geht.
Betroffene: Birgit
Jahrgang: 1984
Diagnosen: Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörung, Dissoziative Störungen der Bewegung, Sinnesempfindung, Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen; chronisches Schmerzsyndrom mit somatischen und psychischen Faktoren
Wie geht es dir heute?
Die letzten Monate waren für mich sehr schwer. U.a. habe ich meine ambulante Psychotherapie abgebrochen bzw. unterbrochen als auch meine Ergotherapie. Es kam eine Zeit, wo ich mich von vielem überfordert gefühlt habe – auch von mir selbst, meinem Körper – und ich den Eindruck hatte nur noch zu versagen und keinen Fortschritt mehr zu machen. In gewisser Weise eine Art von Scham. Ich habe mich z.B. sehr schlecht dabei gefühlt durch die Psychotherapie nichts mehr verändern zu können bzw. in den gleichen Verhaltensweisen gefangen zu sein. Zum einen hat mich die immer wiederkehrende Depression blockiert und zum anderen meine Schmerzstörung. Ab einem bestimmten Grad von Schmerzen, ist es fast nicht mehr möglich an etwas anderes zu denken.
Trotzdem möchte ich hier als Mutmacherin schreiben, denn ich denke, dass auch Mut dazu gehört sich eine Pause zu gönnen und so eine Entscheidung zu treffen. Man möchte ständig weiter kommen, hat eventuell doch immer wieder im Hinterkopf ein normales Leben zu führen. Doch ist eine Erkrankung erst einmal chronisch, dann ist man in den Möglichkeiten beschränkt. Und trotzdem mache ich weiter. Ich setze mir persönlich immer wieder kleine Ziele und Aufgaben, vor allem was das Leben mit meinem Hund betrifft, Interesse an Projekten, etc.
Hast du Feedback auf deinen Beitrag bei #Mutmachleute bekommen? Worüber hast du dich am meisten gefreut?
Ja, ich habe Rückmeldung bekommen. Davon am meisten schriftlich via soziale Medien. Darunter waren auch einige Leute, zu denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Da war ich völlig baff und positiv überrascht. Das hat mich definitiv am meisten gefreut. Ein paar Beiträge möchte ich hier nennen:
„Ich habe dein Interview gelesen. Das hast du echt super gemacht. Ich bin echt mega stolz auf dich und sehr beeindruckt von dir. Ich könnte das nicht.“
„Ein ganz tolles Interview. Hut ab für deinen Mut und deine ehrlichen Worte. Ganz bestimmt bist du für ganz viele Menschen ein wichtiger Mutmacher. Fühl dich gedrückt.“
„Ich habe mir gerade dein Interview durchgelesen. Ich maße mir nicht an zu sagen, ich versteh dich oder kann es nachvollziehen wie es dir geht – allenfalls ahne ich, was es bedeutet dein Leben zu meistern. Ich habe allergrößten Respekt vor deinem Mut und deiner Offenheit und wünsche dir für jeden kommenden Tag alles erdenklich Gute.“
„Du gehst so mutig und ehrlich deinen Weg, das ist Heilung mit jedem Schritt.“
Was hat sich für dich zum Positiven geändert, seit du offener mit deiner Erkrankung umgehst?
Ich habe den Eindruck bzw. weiß, dass mehr Menschen über meine Situation Bescheid wissen. Das gibt mir das Gefühl, dass weniger unangenehme, verletzende Fragen und Kommentare kommen könnten. Ich habe mich gezeigt, so wie ich bin. Davor haben viele Leute nicht gewusst, was mit mir los ist. Bekannt war meistens nur, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt.
Was wünschst du dir für deine persönliche Zukunft?
Ich wünsche mir…
… den Mut, immer weiter zu machen.
… Rückschläge wegstecken zu können.
… weniger Schmerzen.
… von Menschen nicht vergessen zu werden, selbst wenn ich viel im Rückzug lebe.
… Geduld mit mir selbst.
… in jedem Tag etwas Positives sehen zu können, was mir Kraft gibt bzw. Freude bereitet.
… eine gute Zeit mit meinem vierbeinigen Freund und treuen Begleiter Sam.