#Mutmachleute

Borderline, Anpassungs- und Essstörung: Aufgeben ist keine Option!

Betroffene: Natascha
Jahrgang: 1986
Diagnose: Borderline, Anpassungsstörung, Essstörung
Therapien: Zwei Jahre psychoanalytische Gesprächstherapie, zurzeit auf der Suche nach einer neuen Therapie, vorzugsweise DBT oder eine ähnliche
Ressourcen: meine Hunde, zeitweise einfach Serien gucken, seit kurzem ein eigener Garten

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Die ersten beiden Gutachten mit ca. 19 und nochmal mit Mitte 20 ergaben „nur“ mittelgradige Depression. Erst 2017 erhielt ich die Diagnosen Borderline und Anpassungsstörung. Ende 2019 kam dann noch eine Binge Eating Störung dazu, unter der ich eigentlich bereits um die zwanzig Jahre leide, ohne dass es mir je bewusst war.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich begann damit bereits Ende 2017, über Facebook, Instagram und mit eigener Homepage, weil ich der Meinung bin, dass es nichts ist, das man verstecken müsste oder sollte. Im Gegenteil:

ich find es wichtig, offen darüber zu sprechen, Stigmatisierung und Berührungsängste abzubauen und hoffe, vielleicht dem einen oder anderen Betroffenen damit helfen zu können.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Mein direktes Umfeld versucht zwar zu helfen, doch für die meisten ist es einfach nicht greifbar, nicht nachvollziehbar, wo ich doch so „normal“ wirke …

Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen mehr damit befassen, sich mehr informieren und dadurch vielleicht auch entsprechend verständnisvoller und mit weniger Berührungsängsten auf Betroffene reagieren.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

An Akzeptanz hat es mir eigentlich nie gemangelt. Es klingt im ersten Moment befremdlich, doch ich hab mich über meine (aktuellen) Diagnosen gefreut. Nicht über die Erkrankung an sich, aber darüber, mich und mein bisheriges Leben dadurch endlich besser zu verstehen und vieles nachvollziehen zu können.

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Dieser Punkt ist bei mir noch sehr lückenhaft. Richtige Skills, die ich in besonders stressigen oder „heiklen“ Situationen abrufen könnte, hab ich noch nicht. Grundsätzlich sind jedoch meine Hunde mein wichtigster Anker.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Jeder hat seine eigenen (inneren) Dämonen, gegen die er tagtäglich ankämpft. Was auch immer passiert: Gebt nicht auf! Auch wenn es oft nicht so wirkt, es lohnt sich zu kämpfen!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Befasst euch mehr mit der Thematik, informiert euch fachlich/sachlich und versucht so weit möglich Betroffene zu verstehen, denn Verständnis ist die wichtigste Grundlage um Vorurteile abbauen und wirklich helfen zu können.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Für mich sind es mein Kampfgeist, mich durchsetzen zu können, wenn ich mir was in den Kopf setz, an meinen eigenen Werten und Prinzipien festzuhalten und mir nichts vorschreiben lassen (wollen). Also was viele andere wohl als Sturheit oder Dickköpfigkeit bezeichnen, finde ich durchaus positiv. Ich denke, das ist es auch, was mir all die Jahre geholfen hat, nicht aufzugeben, egal wie mies mir alles vorkam.

Natascha bloggt auf ihrer Homepage für Betroffene und Interessierte. Außerdem ist sie auf Facebook und Instagram.