Borderline und Depressionen: Kämpferherzen brechen oft, gehen aber niemals kaputt.

Betroffene: Sandy.Shiny.Hope

Jahrgang: 1987

Diagnosen: Rezidivierende Depression, Borderline, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), weitere*

Therapien: DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie), Medikamente, ambulante Gespräche bei Psychologin und Psychiater

Ressourcen: Musik hören, meine Freund*innen, Tiere, Geschichten schreiben, Natur, Positiv-Tagebuch schreiben, mein Wunsch-Buch (Dinge die ich noch erleben will) erfüllen/füllen mit Fotos/Tickets/Eintrittskarten usw.

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Angefangen hat es schon früher, im Jugendalter hab ich schon gemerkt, dass ich „anders“ bin, als andere. Selbst verletzt hab ich mich zum ersten Mal mit 13. In meinem Umfeld damals wurde es nicht ernst genommen und nicht geholfen.

2008 mit 20 Jahren war ich dann das erste Mal in psychologischer Behandlung, da habe ich von meinen psychischen Erkrankungen erfahren.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Leider sind psychische Erkrankungen heute oft noch ein Tabu-Thema. Man stoßt immer wieder auf Unverständnis & Unwissenheit. Viele diskriminieren uns Erkrankte auch, beleidigen usw. Viele schauen auch weg. Mir ist wichtig, dass ich offen darüber sprechen kann und dass man auch weiß, dass man mit den Erkrankungen nicht alleine ist. Zusammenhalt ist für mich ebenso wichtig. Es sollte offener und ohne Vorurteile mit psychischen Erkrankungen umgegangen werden,

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ich sag es mal so. Manche hat es gar nicht interessiert. Viele haben es auch nicht verstanden. Ich hatte auch viele Kontakte, die sich darüber lustig gemacht haben oder es ausgenutzt.  Ich kam an einen Punkt in meinem Leben, an dem ich mein komplettes Umfeld geändert habe. Ich hab hauptsächlich nur selbst Betroffene als Kontakte.

Ich wünsche mir, dass offener mit psychischen Erkrankungen umgegangen wird und weniger Vorurteile. Es ist nichts für was man sich schämen muss und genau das ist der Knackpunkt. Viele trauen sich auch gar nicht drüber zu reden, da es leider immer noch ein Tabu-Thema bei vielen Menschen ist und es jede Menge Vorurteile und Unverständnis gibt. Und so sollte es nicht sein.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Ich denke hauptsächlich in dem ich es annehme und offen damit umgehe, es gehört nun mal zu mir. Auch wenn es oft schwierig ist, immer wieder aufzustehen und weiter zu kämpfen.

Ich hab in den letzten Jahren viel gelernt und viele Skills und Ressourcen für mich gefunden. Und natürlich auch durch psychologische und psychiatrische Behandlung und durch meine Sozialarbeiterin (ich bin im ambulant betreuten Wohnen).


Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich habe sehr viele Skills z.B. Igelbälle, Gummibänder. Gehe auch oft spazieren um den Kopf frei zu bekommen, höre viel Musik. Gespräche helfen mir auch immer sehr. Manchmal hilft auch einfach alles raus zu schreiben oder Gedichte.

Eine Ressource sind auch meine Geschichten mit Einhorn Shiny Hope, ich hab inzwischen sogar schon mein eigenes Buch mit ihm. Die erste Geschichte ist im März 2019 entstanden als ich versucht habe meine Albträume zu beeinflussen. Inzwischen sind noch weitere Geschichten dazu gekommen.


Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ihr seid nicht alleine, ihr müsst Euch auch nicht für Eure Erkrankungen schämen. Zögert auch nicht Euch Hilfe zu holen, versucht es anzunehmen, das ist nichts Schlimmes. Auch wenn man nicht alle psychischen Erkrankungen heilen kann, findet man einen Weg damit umzugehen. Wir halten zusammen. Wir sind stark.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Nehmt es ernst und lacht nicht drüber. Informiert Euch über die jeweilige Erkrankung und versucht für den Betroffenen da zu sein, manchmal helfen sogar alleine schon nur paar liebe Wörter. Und wenn ihr Euch nicht sicher seid was Ihr sagen sollt, denkt vorher gut nach und versucht Euch in den Betroffenen hineinzuversetzen. Manchmal reicht auch eine Umarmung und ist besser wie Worte. Auf jeden Fall nicht weg schauen und es ernst nehmen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin emphatisch, hilfsbereit, zuverlässig, pünktlich, emotional, kreativ, ich bin motiviert Neues auszuprobieren und auch offen für Neues.

Ich bin dankbar, manchmal auch etwas zu kritisch (auch mit mir selbst).

Ich bin stark und eine Kämpferin. Aufgeben ist für mich keine Option, egal wie schwer es hin und wieder ist. Ich liebe Musik und verliere mich gerne auch mal in ihr.

Ich bin sehr lebensfroh und hänge an meinem Leben und freue mich leben zu dürfen.

Ich schätze die kleinen Dinge sehr und sehe sie nicht als selbstverständlich an.

 

 

Sandra ist auf Instagram und bei Facebook.

  • Weitere Diagnosen: schwarzer Hautkrebs, angeborene Hüftdysplasie, nach mehreren OPS Gehbehinderung