Ich glaube daran, dass alles möglich ist. Ich habe verstanden, dass ich nicht meine Diagnose bin, sondern ein Mensch mit Herausforderungen – und Lösungen.

Name: Maria Reuter, EX-In Genesungsbegleiterin, Life Coach, Keynote Speakerin

Diagnose/Erkrankungsbild: Komplexe PTBS, rezidivierende Depression, Diagnose „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“ (revidiert), ADHS

Jahrgang: 1992

Beschäftigt sich mit Klient*innen: Frauen aus suchtbelasteten oder psychisch belasteten Familien, Frauen in emotionaler Abhängigkeit, Angehörige von Kindern mit psychischer Besonderheit sowie Genesungsbegleiter, die sich in der Selbstständigkeit stärken wollen.

Hilfsangebote: Gesprächsbegleitung, Workshops (Krisenmanagement, Prävention, Antistigma), Vorträge, Begleitung auf Augenhöhe, Angebote für Unternehmen und Gruppenangebote

 

Auf welchem Gebiet bist du Expertin und wieso gerade zu diesem Thema?

Ich bin Expertin für Krisenmanagement, emotionale Selbstführung und die Begleitung von Frauen aus belasteten Familiensystemen. Meine Expertise entstand durch meine eigene Geschichte: Ich bin ein Kind aus einer suchtbelasteten Familie und habe seit meinem zehnten Lebensjahr Therapieerfahrung. Nach meinem ersten Suizidversuch mit zwölf war ich das erste Mal in der Psychiatrie. Begriffen, was eigentlich los ist, habe ich erst mit siebzehn – mitten in einer meiner schwersten Krisen.

Ich habe viele therapeutische Wege erlebt: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Psychotherapie, IRRT-Traumatherapie, Psychoanalyse und vieles mehr. Insgesamt habe ich drei Jahre meines Lebens in Psychiatrien gelebt. Gleichzeitig arbeite ich seit Jahren professionell in diesem Bereich – erst als Genesungsbegleiterin in der Akutpsychiatrie, später als Coach, Speakerin und Workshopleiterin.

Seit fast sieben Jahren zeige ich öffentlich mein Gesicht. Ich führe einen Podcast, gründe einen Betroffenenverein und kläre über die Realität psychischer Erkrankungen auf. Es ist eine Gefahr, wenn Therapie und Psychiatrie tabuisiert werden. Ich möchte Mut machen und Perspektiven öffnen.

 

Welche Vorurteile bzw. falschen Vorstellungen gibt es in der Gesellschaft?

Viele Menschen glauben, Betroffene seien nicht belastbar, unzuverlässig oder unberechenbar. Andere denken, Trauma oder ADHS seien eine Frage von Wille oder Disziplin. Auch über Psychiatrien gibt es Mythen, die viele Menschen davon abhalten, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Besonders gefährlich ist der Irrglaube, Therapie sei ein Zeichen von Schwäche. Ich sehe das Gegenteil: Wer Therapie und Coaching in Anspruch nimmt, fördert den Frieden – in sich und im eigenen Umfeld.

 

Wie hilfst du betroffenen Menschen ganz persönlich und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Ich begleite Frauen klar, direkt und gleichzeitig einfühlsam. Zentral ist die Beziehung auf Augenhöhe. Ich unterstütze dabei, Muster zu verstehen, Grenzen zu setzen und innere Sicherheit zu entwickeln. Meine Arbeit ist alltagsnah, praktisch und basiert auf dem, was ich selbst durchlebt und umgesetzt habe.

Ich halte Traumatherapien für wertvoll, besonders IRRT und körperorientierte Verfahren. Auch verhaltenstherapeutische Elemente, systemische Arbeit und psychodynamische Prozesse können enorm helfen – je nachdem, wo die Person steht.

 

Inwieweit ist ein gutes Leben trotz Krankheit möglich?

Ein gutes und stabiles Leben ist möglich. Heilung bedeutet für mich nicht, dass nie wieder etwas schwierig ist, sondern dass man gelernt hat, mit Herausforderungen umzugehen. Heute lebe ich stabil, lebensfroh und selbstbestimmt. Mein Krisenplan, meine Ressourcen und meine innere Klarheit tragen mich – und genau das gebe ich weiter.

 

Welche besonderen Fähigkeiten haben Betroffene?

Viele Betroffene besitzen eine starke Wahrnehmung, Empathie, Kreativität und ein tiefes Verständnis für menschliche Prozesse. Sie sind reflektiert, resilient und bringen Mut mit – oft mehr, als ihnen bewusst ist. Humor, Verspieltheit, Dankbarkeit und Achtsamkeit gehören für mich zu den stärksten Kräften, die uns durch schwierige Zeiten tragen können.

 

Hier geht es zu Marias Webseite, zu ihrem Podcast und Instagram.

Maria hat außerdem einen Beitrag bei Mutmachleute geschrieben über den Umgang mit ihren Erkrankungen.