Depressionen & PTBS: In der Depression fand ich die Möglichkeit für ein bewussteres Leben.
Betroffener: Robert Einsle
Jahrgang: 1958
Diagnose: Rezidivierende depressive Störung, PTBS
Therapie: Psychotherapie und medikamentöse Therapie
Ressourcen: Meditation, Taiji, Freunde, Motorrad, Lesen, Malen
Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?
Seit 2010 hatte ich – wie viele – eine mich überfordernde Arbeitssituation, die zur Arbeitsniederlegung und zu ärztlicher Behandlung führte. 2013 kam die PTBS nach einem von mir verursachten Verkehrsunfall hinzu, bei dem ein Freund und Arbeitskollege lebensgefährlich verletzt wurde und seitdem geistig behindert ist.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich empfinde den offenen Umgang als wichtigen Teil der Bewältigung meiner psychischen Krankheit.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?
Mein Umfeld reagierte sehr positiv, was für mich auch ganz wichtig war. Ich war auch erstaunt, wie viele Menschen an psychischen Belastungen leiden und mich daher gut verstehen konnten.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Für mich sind die Gründe für die Akzeptanz der Krankheit recht komplex, da es für mich viele Dinge gibt, die in verschiedenen Situationen hilfreich sind. Es ist eigentlich das Bewusstwerden des eigenen Verhaltens. Eine der wichtigsten Dinge dabei ist für mich die Meditation.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Am Anfang steht immer das ruhige Reflektieren. Ich habe mir auch einen Satz ausgesucht, der für mich eine Art Leitspruch ist: Jeder Gedanke, der mir keine Entscheidungsfreiheit lässt, ist destruktiv und daher nicht richtig.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Es lohnt sich zu leben – und man kann dafür auch etwas tun.
Wer sich näher für meine Situation interessiert – ich habe ein kleines Büchlein geschrieben, es heißt: „Depression, Meditation und die Freude am Motorradfahren“.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Für Angehörige ist eine Depression sehr schwer und in der Tiefe nicht nachvollziehbar. Zuhören, das Erleben von Mitgefühl und Akzeptanz sind für mich ganz wichtige Punkte gewesen und sind es immer noch. Angehörigen empfehle ich, sich so oft wie möglich vor Augen zu halten, dass es nicht um ihre eigenen Probleme geht und sie nicht immer helfen können. Eine Hilfe, so gut sie gemeint ist, kann dem Betroffenen auch Kraft nehmen.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin ein eigentlich ruhiger Typ, sensibel, kann mich in andere gut hineinversetzen, und was mir besonders gefällt: ich kann anderen Freude bereiten.
Robert hat auch eine Website.