Depressionen, Borderline, Zwangsstörung: I reached for a hand and found a paw.
Betroffener: Samuel Jonathan Lippold
Jahrgang: 1985
Diagnose: Rezidivierende depressive Störung; emotional instabile Persönlichkeitsstörung; Zwangsstörung; soziale Phobie
Therapie: Kinder-und Jugendpsychiatrische Ambulanz; ambulante tiefenpsychologische Therapie; Teilstationäre Therapie in einer psychiatrischen Tagesklinik; körperorientierte Psychotherapie/Tanztherapie; Ambulante Verhaltenstherapie; Ambulante psychiatrische Betreuung; Schreibwerkstatt/therapeutisches Schreiben vom Bündnis gegen Depression
Ressourcen: Assistenzhund, Freunde, Familie, Tiere, Natur, Fotografie, Bloggen, Lesen, Musik
Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?
Die ersten offiziellen Diagnosen erhielt ich mit 18 Jahren, weitere dann im Jahre 2016 – allerdings war mir auch vorher schon bewusst, dass ich sehr wahrscheinlich unter anderem an Depressionen leide.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich blogge selbst schon länger über meine Erfahrungen und finde es einfach wichtig, den Mund aufzumachen und darüber zu reden.
Psychische Erkrankungen sind auch heute noch oft ein Tabu-Thema – und das sollte sich ändern.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?
Mein Umfeld war verständlicherweise besorgt, hat mich aber sofort mit besten Kräften unterstützt. Meine Mutter half mir bei der Therapeutensuche und begleitet mich auch heute noch viel, wenn ich es brauche.
Ich finde es wichtig, dass man vom Umfeld unterstützt wird, jedoch aber nicht auf die Erkrankungen reduziert wird. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der einfach ein paar Einschränkungen hat.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Freunde, Familie, Therapie
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Mit Freunden schreiben, meinen Assistenzhund (Signalhund), Natur, Spaziergänge, Bloggen, Skills (Igelball, Meditation, Akkupressur-Matte, etc.), Bücher/Lesen, Musik
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Habt keine Angst davor, euch Hilfe zu suchen. Vertraut euch Freunden und/oder Familie an, geht zu eurem (Haus-)Arzt des Vertrauens und lasst euch helfen. Psychische Erkrankungen sind keine Schande und nichts, für das man sich schämen muss.
Auch Medikamente sind hilfreich, auch wenn es etwas dauern kann, bis man das für sich Richtige gefunden hat. Hier unterstützt aber ein guter Psychiater wunderbar.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Habt Geduld und Verständnis, auch wenn euch manche Verhaltensweisen komisch und irrational erscheinen. Dinge wie Ängste oder Zwänge sind nicht rational, das weiß der Betroffene meist selbst, aber man kann sie trotzdem nicht einfach abstellen und sein lassen.
Hilfreich finde ich es auch, wenn man mit mir, trotz meiner Depressionen, Dinge unternimmt. Es muss nichts Großes sein – einfach Kleinigkeiten, wie Eis essen gehen oder mal ein gemeinsamer Spaziergang. Das hilft mir rauszukommen und fördert soziale Kontakte.
Ansonsten solltet ihr natürlich auf euch achten, eigene Ressourcen und Hobbies haben und pflegen, um Kraft zu tanken. Es ist niemandem geholfen, wenn ihr selbst völlig ausgelaugt seid.
Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige, in denen man sich gut austauschen kann.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin eher introvertiert und ruhig, loyal und ein guter Freund.
Und vor allem bin ich ein Kämpfer.
Samuel bloggt auf TeilzeitVerrückt.
Assistenzhund Yoshi: facebook.com/AssistenzhundYoshi
persönliches Profil: facebook.com/samuel.lippold.7