Depressionen und Suchterkrankung: In meiner Zukunft scheint die Sonne.
Betroffener: Thomas Riege. „Verurteile nie was du nicht kennst oder nicht verstehst“
Jahrgang: 1981
Diagnosen: Drogen- & Alkoholsucht (Depressionen, gestörte Selbstwahrnehmung, Sozialphobie
Therapien: Ambulante Suchtberatung und -therapie, Selbsthilfegruppe
Ressourcen: Lesen, das Gespräch suchen mit Familie, Gruppe, Therapeut
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Dass ich ein Suchtproblem habe, weiß ich schon lange, wollte es aber nicht akzeptieren. Erst als so ziemlich alles schieflief kam die Einsicht: „Es muss sich was ändern!“ Dann habe ich mit den Drogen (vor fünf Jahren) und mit dem Alkohol (vor zwei Jahren) aufgehört und habe mir professionelle Hilfe gesucht.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Mittlerweile kann ich sehr offen über meine Krankheit reden und verstecke mich auch nicht mehr. Ich habe meine Vergangenheit und sie ist Teil meines Leben. Und ich möchte andere Menschen unterstützen und ihnen Mut machen.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Es gibt immer Menschen, die einen verurteilen und diskreditieren. Von diesen Menschen habe ich mich distanziert.
Der Großteil meines Umfeldes steht hinter mir und unterstützt mich.
Von der Gesellschaft wünsche ich mir mehr Akzeptanz. Wir alle stehen unter enormen psychischen Druck (höher, schneller, weiter). Wir sollten Ursachen erforschen und benennen, anstatt die Folgen zu stigmatisieren.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Gespräche haben mir sehr geholfen und Literatur (über Sucht und Psychologie). Zu sehen und zu verstehen „ich bin nicht allein“.
Es gibt Menschen da draußen, die machen das Gleiche durch wie ich. Und Menschen, die für einen da sind.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Das Gespräch mit meiner Suchtberaterin und -therapeutin und meine Selbsthilfegruppe.
Ich habe mich auch schon verschiedenen Situationen ausgesetzt, um bewusst zu schauen, wie es mir dabei geht.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Gebt niemals die Hoffnung auf! Ihr seid nicht allein! Es ist ein langer und sehr harter Weg. Wir alle haben unseren Rucksack zu tragen. Schafft euch ein positives Umfeld und distanziert euch von toxischen Menschen. Nehmt eure Schwächen an und ihr werdet eure Stärken erkennen. Ihr seid stärker als ihr denkt!
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Lasst einen Betroffenen niemals fallen. Hört zu! Seid für denjenigen da. Informiert euch! Es gibt gute Literatur und Beratungsstellen, die gerne helfen.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin sehr feinfühlig. Ein emotionaler Kopfmensch, der viel zu viel „kaputt-denkt“ und zu wenig auf sein Bauchgefühl hört. Doch ich beschäftige mich mit meinen Problemen.
Ich bin immer freundlich und hilfsbereit. Mittlerweile kann ich mich gut selbst reflektieren. Und ich bin stolz darauf was ich bis jetzt erreicht habe.