Andreas

Depressionen: Es kommen auch immer wieder bessere Zeiten.

Betroffener: Andreas

Jahrgang: 1980

Diagnosen: Rezidivierende depressive Episoden, Angststörung

Therapien: Verhaltens- und Gruppentherapie, Psychoanalytsche Einzeltherapie

Ressourcen: Familie, Musik, Natur

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

 

Es ging bei mir los im Januar 2010 nach einer stressigen Phase mit chronischen Schmerzen. Von heute auf morgen fühlte ich mich, als hätte jemand bei mir den Stecker gezogen. Es ging einfach nichts mehr und hinzu kam die Angst, dass ich nie wieder gesund werden könne.
Ich vermisste einerseits mein altes Leben und gleichzeitig konnte ich nicht verstehen, warum ich nichts mehr machen wollte und nichts mehr genießen konnte. Die Depression hatte sich eingeschlichen und jegliche Restfreude am Leben verdrängt.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich kann es gar nicht rational begründen. Es ist eher ein Gefühl, es war an der Zeit.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Anfangs war das sehr schwierig. Viele dachten, ich müsse mich einfach nur mal wieder aufraffen und alles sei nicht so schlimm. Nach dem Motto: „Wo ein Wille, da ist auch ein Weg“. Mit der Zeit wurden das Verständnis und die Akzeptanz vor allem im engen Familien und Bekanntenkreis jedoch viel besser. Und das war auch ganz wichtig für mich, dass da Verständnis und Rücksicht da sind. Das ist wirklich sehr viel wert und bedeutet mir viel.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Manchmal, in Phasen, in denen es mir nicht so gut geht, hadere ich immer noch bzw. immer mal wieder. Aber insgesamt würde ich sagen, dass zum einen die Zeit, aber auch das Verständnis durch meine Familie viel dazu beigetragen haben. Auch unser Hund Lucky ist ein hervorragender Seelentröster.


Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Definitiv meine Familie und die in der Zwischenzeit erlangte Gewissheit, dass auch immer wieder bessere Phasen kommen bzw. dass die schlechten Phasen nicht für immer und ewig sind, auch wenn es sich in genau diesen Situationen so anfühlt.


Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es ist nicht deine Schuld und es ist auch okay, sich mal nicht gut zu fühlen. Aber es besteht immer Hoffnung auf Besserung.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Danke für euer Verständnis, für eure Geduld und Rücksichtnahme! Und macht euch nicht immer gleich einen Kopf, wenn ich mal nicht gut drauf bin. Alles okay!

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin ehrgeizig, habe eine Neigung zum Perfektionismus, bin ein guter Zuhörer, möchte immer alles genau wissen, bin kinderlieb und tierlieb. Letztendlich doch irgendwie ein Kämpfertyp.

Andreas schreibt über seine Erfahrungen auf seinem Blog „Mein Weg aus der Angst“