Erschöpfungsdepression: Du bist nicht deine Erkrankung und kannst so vieles erreichen!
Betroffene: Nele Dörk
Jahrgang: 1991
Diagnose: Erschöpfungsdepression
Therapien: Gesprächstherapie 1,5 Jahre, seit 2022 analytische Psychotherapie
Ressourcen: Laufen, Me-Time
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Es war 2019 als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr aufstehen kann. Ich habe stressige Monate hinter mir, Mobbing im Arbeitsumfeld und dazu noch der Höchstanspruch an mich selbst, haben mich erschöpft, niedergeschlagen und mich wertlos fühlen lassen. Ich entwickelte Panikattacken, Ängste rauszugehen. Dann war klar: Diagnose Erschöpfungsdepression. Seitdem falle ich immer wieder in diese Spirale, finde jedoch auch besser und schneller wieder raus.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich möchte Betroffenen zeigen, dass man keine Angst vor seiner eignen Wahrheit haben muss.
Ich bin Läuferin, trotz der vielen Downs. Meine Depression wird auch zu physischen Problemen, die mich immer wieder in die Knie zwingen.
Und obwohl ich so erschöpft bin, habe ich mich selbstständig gemacht und mir einen Traum erfüllt. Du kannst selbstständig sein, deine Definition von „erfolgreich „werden und trotzdem psychisch krank sein. Das definiert dich nicht. Vieles ist möglich, wenn du dich akzeptieren lernst.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Meine Freunde und Familie waren von Sekunde eins für mich da. Einzig negative Erfahrungen habe ich damals im Business-Umfeld annehmen müssen. Das möchte ich ändern, indem ich offen darüber spreche.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Meine Therapie. Ich setze mich 2x in der Woche mit mir selbst gnadenlos auseinander, reflektiere, hinterfrage und lerne. Das hat mir gezeigt, was ich kann und dass meine Depression zu mir gehört. Ich habe nicht zwei Seiten, wie zuerst angenommen. Beide gehören zusammen.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Wenn es möglich ist, ist es mein Sport, das Laufen und das Schreiben auf meinem Laufblog RUNNERFEELINGS.de Auch Pilates gehört mittlerweile dazu. Ich weiß, wie viel Ruhe und Zeit ich nur für mich brauche. Dann genese ich am besten.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Es wird besser. Es wird immer wieder den freien Fall geben. Mit der Zeit fallen wir nicht mehr so tief und schlagen auf, sondern werden aufgefangen.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Wir verlangen nicht, dass man psychische Krankheiten versteht oder nachvollziehen kann. Man kann Dinge nur verstehen, die man selbst kennt. Gibt uns das Gefühl, nicht falsch zu sein, akzeptiert und hört uns einfach zu.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaften schätzt du an dir am meisten?
Ich bin sehr feinfühlig und kann mich gut in andere hineinversetzen. Ich bin jedoch sehr ungeduldig, manchmal böse mit mir, eigensinnig und eher absoluter Realist als Optimist. Ich bekomme oft das Feedback, ein Safe space zu sein. Das ist ein schönes Kompliment.
Nele schreibt in ihrem Blog www.runnerfeelings.de und ist auf Instagram: @neledoerk