Depressionen: Von ausgebrannt zu Feuer und Flamme!

Betroffene:  Edna

Jahrgang:  1992

Diagnosen: Burnout; rezidivierende Depression

Therapien:  Verhaltenstherapie seit 03/2022, psychosomatische Reha 2023

Ressourcen:  Zeit in der Natur und mit Tieren verbringen, erfüllende Freundschaften, Meditation, Sauna, Malen

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich hatte schon eine Krebserkrankung hinter mir, die ich leider damals nicht therapeutisch aufgearbeitet habe, dann folgte eine toxische Beziehung, in der ich sehr hintergangen wurde. Ich habe einen Job gehabt, der mich sehr unglücklich gemacht hat und habe nie gelernt Grenzen zu setzen und über Gefühle zu sprechen.

Ich denke, das hat sich alles summiert und dann habe ich 2021 bemerkt, dass ich immer weiter auf ein Burnout zusteuere und habe mir einen Therapieplatz gesucht. Als ich dann 2023 eine Reha Klinik besucht habe, ist mir erst so richtig erklärt worden, dass Burnout eine Form der Depression ist, nämlich eine Erschöpfungsdepression. Das war mir bis zu dem Zeitpunkt tatsächlich nicht klar und hat mich richtig aus der Bahn geworfen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich finde es super wichtig, dass psychische Erkrankungen entstigmatisiert werden und mehr darüber aufgeklärt wird, weil sie meistens unsichtbar sind. Dadurch verstehen viele Menschen die Auswirkungen nicht und nehmen Betroffene nicht ernst. Die Betroffenen selbst und die Menschen im Umfeld bemerken oft viel zu spät, dass etwas nicht stimmt und wissen gar nicht damit umzugehen. Ich möchte Betroffenen Mut machen, sich Hilfe zu suchen und offen mit ihrer Krankheit umzugehen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mir wurde gesagt, dass sie es gut finden, dass ich Therapie und Reha mache. Aber so wirkliche Nachfragen, Unterstützung und Hilfsangebote habe ich nicht bekommen. Ich habe mich sehr oft damit alleingelassen gefühlt.

Ich würde mir wünschen, dass sich Menschen mehr informieren wie sie helfen können. Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen und das hätte ich früher vermutlich auch nicht gewusst. Aber ein offenes Ohr zu haben oder einfach da zu sein, hilft ja schon und das kann jede*r.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Ich musste erst mal verstehen, dass es hilft, die Situation anzunehmen und alles zu tun was mir gut tut. Wenn ich dagegen angekämpft habe und mich selbst dafür verurteilt habe, wurde es nur schlimmer. Am meisten geholfen haben mir  Therapie, Reha, der Austausch mit anderen Betroffenen und sehr gut waren Podcasts und Programme zur Persönlichkeitsentwicklung.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Tiere und die Natur helfen mir sehr. Alles was mit Wärme zu tun hat, wie Sauna, Wärmflasche, warmer Tee/Kakao, Kuscheldecke. Gespräche mit meiner Therapeutin, Malen, Musik, Yoga, Meditation, Waldbaden, ätherische Öle die Stimmungsaufhellend wirken.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Suche dir so früh wie möglich Hilfe, das ist keine Schwäche! Du bist nicht allein und es wird wieder besser werden.

Dein Körper signalisiert dir gerade, dass etwas schief läuft und du darfst herausfinden was besser für dich wäre.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Bitte keine ungefragten Ratschläge geben, wir wissen oft selbst was besser wäre, können es aber gerade nicht umsetzen. Frage lieber ob die Person einen Rat oder einfach nur ein Ohr braucht. Sei einfach für die Person da und wenn es nur eine Umarmung oder zusammen einen Film gucken ist. Wenn du sagst: “Melde dich wenn du etwas brauchst.“, wird die Person sich sehr wahrscheinlich nicht melden, weil sie keine Last sein möchte. Schlage lieber aktiv Dinge vor und melde dich immer wieder, auch wenn das anstrengend ist.

Soweit ich weiß, gibt es Selbsthilfegruppen und Foren auch für Angehörige, ich denke da kann man sich gut austauschen und informieren.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin sehr empathisch, warmherzig, tierlieb, kreativ, ruhig, respektvoll, offen, achtsam, und reflektiert.

Ich mag meinen Mut, meine Lebensfreude (die gerade immer mehr zurück kommt), meine Neugier über den Tellerrand zu schauen und Neues zu entdecken und ich kann mich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen.

 

Edna ist auf Instagram (soulglow.mentoring)