Angststörung, Autismus, Borderline und PTBS: Ich bin wertvoll.

Betroffener: Jörg

Jahrgang: 1979

Diagnosen: Generalisierte Angststörung, komplexe PTBS, Autismus Spektrum Störung, Borderline

Therapien: viele und das seit über 15 Jahren

Ressourcen: Podcaster gegen Stigmatisierung, mein Garten, Tiere

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

2004 habe ich als erstes in der Suchttherapie davon erfahren. Aber so richtig damit befasst habe ich mich 2009 damit als ich meine erste stationäre Therapie begonnen habe. Ich habe viel Gewalt erlebt und das von früher Kindheit an.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich musste schon viele Sätze anhören wie „du bist nur faul“, „stell dich nicht so an, es ist doch alles nicht so schlimm“, „du bist doch behindert“ und vieles mehr. Nein das bin ich nicht. Aber auch meine lange Therapieerfahrung und das was ich alles bis heute verarbeitet habe, hat dazu geführt Gesicht zu zeigen, aber auch aufzuklären. Deshalb habe ich im Januar dieses Jahres einen Podcast gestartet, um die Menschen also Betroffene und Angehörige aufzuklären.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mein Umfeld hat am Anfang merkwürdig und teilweise abweisend reagiert. Nur Menschen die es auch kannten standen zu mir. Ich wünsche mir, dass mich die Gesellschaft akzeptiert, da ich auch von meinem Umfeld verstanden und nicht wie heute teilweise noch abgelehnt werde. Ich wünsche mir auch mehr Unterstützung von Behörden und Arbeitgeber*innen.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Dass ich mich und meine Krankheit zu verstehen lernte, dass ich mein Verhalten kennenlernte, die Therapeuten die mir geholfen haben damit umzugehen, meine Tiere die mich nie bewertet haben, die Achtsamkeit die ich lernen konnte, die Emotionsregulation, die Schematherapie und auch die radikale Akzeptanz.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich greife auf meine Skillz zurück indem ich meine Sinne aktiviere, Selbsthilfegruppen bei denen ich regelmäßig bin und meine Psychologin.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Offenheit und Bereitschaft gegenüber der Therapie, Hilfe holen und annehmen lernen.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Informiert euch über die Erkrankung, holt euch auch Hilfe bei Psycholog*innen oder in Selbsthilfegruppen. Achtet auf euch und tut euch auch mal was Gutes. Habt bitte Verständnis, auch wenn ich weiß, dass es etwas Kraft kostet. Zusammen geht alles etwas einfacher.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Auch als Autist kann ich Nachempfinden was mit einem Menschen gerade ist. Also ich bin schon etwas einfühlsam. Ich rede offen über meine Gefühle und zeige diese auch.

Ich habe einen Podcast gestartet, um Betroffene und Angehörige über die verschiedenen Erkrankungen aufzuklären, was in uns vorgeht, warum wir so reagieren, und auch was uns helfen kann.

Meinen Podcast gibt es auf Spotify, ITunes und mehr. Dieser heißt „Wir sind nicht anders“.

 

Mehr erfährt ihr auf Jörgs Homepage.