Borderline, Dissoziative Identitätsstörung, Angst- und Panikstörung, Bulimie und Depressionen: Jetzt erst recht.
Betroffene: Nurgis
Jahrgang: 1966
Diagnose: Borderline, Dissoziative Identitätsstörung, Angst- und Panikstörung, Bulimie, Depressionen (meist schwere Episoden)
Therapie: 3x Reha, mehrere stationäre Aufenthalte, Intervalltherapie (Trauma); momentan befinde ich mich in der Verhaltenstherapie
Ressourcen: PC, Lesen, telefonieren mit Freunden, meine Kinder
Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?
Ich befand mich 2007 nach einem Burnout in stationärer Behandlung. Dann erfuhr ich davon.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Mir geht es heute deutlich besser und ich möchte gern meine Erfahrungen weitergeben.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?
Fast alle sogenannten Freunde haben sich zurückgezogen. Ich lebte lange Zeit in totaler Einsamkeit mit meinen Kindern. Ich hätte mir gewünscht, dass meine Freunde auch zu mir stehen, wenn ich gerade mal nicht gut drauf bin.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Mir haben die Therapien sehr geholfen. Auch jene Freunde, die dann wirklich Freunde geworden sind und welche ich während der stationären Aufenthalte kennenlernen durfte. Durch den Austausch mit ihnen sind Freundschaften geworden. Auch meine Tätigkeit als Moderator auf der Borderline Plattform hilft mir, meine Erkranungen zu akzeptieren.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
In Krisen kann ich mich an meine Therapeutin wenden oder ich kann ambulante psychiatrische Angebote warhnehmen. Meine Kinder und die Borderline-Plattform geben mir Halt und meinen PC nutze ich ebenfalls.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Auch wenn es schwer fällt: Sucht euch passende Hilfe. Es geht immer weiter. Gebt euch nicht auf.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
In meinen Augen ist das Wichtigste überhaupt, dass sie mir zuhören und mit mir kommunizieren. Das ist für mich eine große Stütze.
Ich rate Angehörigen in schweren Zeiten zwar zur Abgrenzung – aber nicht zur Ausgrenzung, also seinen betroffenen Angehörigen nicht auszugrenzen. Angehörige sollen sich trotz allem auf sich selber fokussieren können. Achtet gut auf eure eigenen Bedürfnisse. Konsequent sein ist auch ganz wichtig. Und notfalls auch Hilfe von Außen suchen.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Das ist ein schwieriges Thema. Ich kann gut zuhören, bin sehr empathisch, ich kann anderen gut helfen (nur mir selbst oft nicht). Ich bin kinder- und tierlieb.