Depression und komplexe posttraumatische Belastungsstörung: Aus Schwäche eine Stärke machen

Betroffene: Skadi
Jahrgang: 1984
Diagnosen: Depression, komplexe posttraumatische Belastungsstörung (Selbstverletzung und Stottern in dem Rahmen)
Therapien: Traumatherapie, andere ambulanten Therapien
Ressourcen: Kung Fu, Lesen, Zeichnen, Diamond Painting, Mittelaltermärkte, Rockmusik/ keltisch/ Mittelalterfolkrock, nordisch-germanische Götter, Science-Fiction, Fantasy

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Dass es mir psychisch schlecht ging, habe ich im Jugendalter gemerkt. Ich habe depressive Symptome und Ängste bei mir gespürt. Dazu kam mich massiv selbst fertigmachen, als Schuldigen sehen und damit einhergehend Selbstverletzung. Stottern war ebenfalls dabei gewesen, dies ist durch die traumatischen Erlebnisse entstanden. Ich bin vom 10. bis zum 18. Lebensjahr Opfer von massivem Mobbing in der Schule geworden, oft auch von anderen Schülern als aus meiner Klasse. Ich bin Opfer von Verleumdung, körperlicher Gewalt, Einsperren (auf dem Klo einsperren), Beleidigung, Sachbeschädigung (Sachen kaputt machen) und Ausschließen durch andere geworden. Dazu kamen noch zwei sexuelle Übergriffe durch Mitschüler. Die Lehrer haben mehr oder weniger weggeschaut und nichts getan.

Ich habe durch die Caritasberatungsstelle für Jugendliche meinen ersten Kontakt zu psychologischen Hilfsangeboten gehabt. Die Sitzungen da haben mir geholfen und mir wurde eine Therapie nahegelegt. Dann habe ich ab dem Alter von 16 Jahren eine ambulante Psychotherapie mit dialektisch behavioralem Schwerpunkt gemacht. Da ich noch in der Schule gewesen bin und Täterkontakt gehabt habe, ist es mir weiter schlecht gegangen. Zudem kamen Konflikte mit meinen Eltern dazu. Daher bin ich wegen starken Suizidgedanken freiwillig in eine Klinik gegangen. Etwas in mir wollte nicht aufgeben, weitermachen.

Die psychische Problematik hat sich dann gebessert. Ich habe in einem anderen Bundesland studiert, Psychologie. Die neuen Leute taten mir gut. Dank Logopädie und therapeutischer Unterstützung habe ich meine Ängste vor Menschen, Flashbacks und das Stottern gut in den Griff bekommen, sodass ich heute sogar Gruppentherapien leiten kann. Das macht mir sogar viel Spaß, etwas, was ich früher nie gedacht hätte. Mir ist es gelungen, Psychologie zu studieren und die Weiterbildung zur Psychotherapeutin zu machen. Inzwischen bin ich als ausgebildete Traumatherapeutin aktiv und nutze meine Erfahrungen, um gut auf Patienten einzugehen und ihnen Mut zu machen.

 

Warum hast du dich entschieden, Deine Geschichte zu erzählen? Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Mir ist es wichtig anderen zu sagen, trotz psychischer Problematiken die eigenen Träume nicht aufzugeben und weiterzumachen. Wenn eine psychische Problematik gut bearbeitet wird, lernen Betroffene mit Symptomen umzugehen und können dann auch sehr gut in sozialen Berufen arbeiten. Aus meiner Erfahrung sogar besser als jemand, der die psychischen Probleme nur aus dem Lehrbuch kennt. Gebt Eure beruflichen Wünsche nicht auf, nur weil ihr eine Krise und Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen habt.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Meine Mutter war sehr erschrocken gewesen und weinte deswegen viel. Mein Vater hatte weniger Verständnis für die Dringlichkeit von Therapien gehabt.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Zeichnen und Malen sowie mein Zugehörigkeit zum nordisch-germanischen Glauben. Der Tiger ist ein ganz starkes Krafttier von mir, was sogar einmal verhindert hat, dass ich einen Suizidversuch begangen habe.

 

Skadi hat bei uns außerdem einen Fachleute Artikel veröffentlicht aus Sicht ihrer Profession.