Depressionen und chronische Schmerzen: Es erfordert ungeheure Stärke, sich einzugestehen: Ok, ich brauche Hilfe!
Betroffene: Eva Malchereck
Jahrgang: 1993
Diagnosen: Mittelgradig depressive Episode & chronische Schmerzstörung
Therapien: drei Monate stationär am Max Planck Institut für Psychiatrie und zwei Monate in der Tagesklinik für wissenschaftliche Psychotherapie (ebenfalls am MPI)
Ressourcen: Sport und Freund*innen
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Am Tag der Aufnahme ins Max Planck Institut Anfang Januar 2020
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich möchte den Leuten “da draußen” zeigen, dass Menschen aus der Psychiatrie ganz normale Leute sind, die einfach in ihrem Leben gerade nicht mehr weiterkommen. Und dass es ungeheure Stärke erfordert, sich einzugestehen, “Ok, ich brauche Hilfe.”
Deshalb habe ich auch ein Buch über meine Erfahrungen geschrieben. Ich möchte Menschen, denen es genauso geht wie mir, ermutigen, sich Hilfe zu suchen.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Mein Umfeld hat durchgehend positiv reagiert. Ich bin auch von Anfang an ziemlich offen mit der damit umgegangen, wobei ich aber oft erzählt habe, dass ich wegen den Schmerzen stationär behandelt werde und nicht wegen der Psyche. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich sagen konnte: “Ich lasse mich am Max Planck Institut für Psychiatrie behandeln.”
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Die Erkenntnis, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Man sieht andere Menschen ja meist dann, wenn es ihnen gut geht bzw. geht automatisch davon aus, dass es ihnen immer so geht, wie sie sich zeigen. Das stimmt aber gar nicht. Das zu bemerken, hat mir sehr geholfen, meine eigene Krankheit besser zu akzeptieren.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Ich kann mich sehr auf meine Freund*innen stützen und mache viel Sport und Yoga. Wenn gar nichts mehr geht, lenke ich mich einfach ab, indem ich z.B. irgendwelche Serien schaue. Ich finde, das ist ok. Besonders, wenn ich nicht mehr die Kraft habe, Sport oder Yoga zu praktizieren. Ich habe das früher oft nicht eingesehen und war tatsächlich teilweise mit beginnender Migräne beim Joggen. Das war dann natürlich etwas kontraproduktiv.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Hört auf euren Körper und schiebt Empfindungen und Gefühle nicht einfach weg. Erst wenn man sich erlaubt, sie zuzulassen, kann man sie auch loslassen. Ich habe mit meiner Therapeutin einmal eine Übung gemacht: Sie hatte das eine Ende eines Seiles in der Hand und ich das andere. Sie hat ziemlich fest gezogen und ich habe reflexartig dagegengehalten. So standen wir eine Weile lang da, beide fest anziehend. Ich wusste nicht recht, was sie von mir erwartete. Aber irgendwann hat es dann geklickt und ich habe das Seil einfach losgelassen. Das war der Schlüssel!
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin ein extrem leidenschaftlicher Mensch und wenn ich mir irgendetwas in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich es meist auch durch. Egal ob ich krank bin oder nicht.
Eva ist auf Instagram und bloggt auf Zwischen Schwarz und Weiß ist ganz viel Bunt hat ein Buch geschrieben, das es hier zum kostenlosen Download gibt: Eva Malchereck – Zwischen Schwarz und Weiss ist ganz viel BuntHerunterladen
Der Link führt euch direkt zur pdf-Datei, die ihr gerne downloaden könnt. Das Buch ist auch in Online Shops wie Apple Books oder im Google Play Store zum kostenlosen Download verfügbar!