Depressionen und Panikattacken: Sei du selbst!
Betroffener: Gunther Colditz
Jahrgang: 1968
Diagnosen: schwere Depressionen, Panikattacken
Therapie: immer mal wieder Tagesklinik
Ressourcen: meine beiden Jungs (20/17), Geocaching
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Erfahren habe ich davon erst 2017, da war schon fast alles zu spät. Ich habe mich nach einem gescheiterten Suizidversuch selbst eingewiesen. Es folgte das übliche Prozedere (Station für depressive Patient*innen, Tagesklinik und therapeutische Begleitung). Momentan bin ich einigermaßen stabil obwohl ich in drei Wochen wieder in eine Tagesklinik gehe.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Auslöser war glaube ich eine andere Geocacherin, die mir mit ihrer Unterstützung für die Eckhard-Busch-Stiftung einen Anstoß gegeben hat.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Am meisten bekam ich den Spruch zu hören: „Warum hast du Depressionen? Du siehst doch aus wie das blühende Leben“. Ich muss dazu sagen das ich vor fast acht Jahren einen Herzinfarkt hatte und 2018 einen schweren Schlaganfall. Ich bin dadurch grobmotorisch geworden und kann meinen Beruf nicht mehr ausüben.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Gute Frage!
Ich glaube, dass meine wiedergekehrte positive Einstellung zum Leben und vor allem meine beiden Jungs, durch die ich die meiste Unterstützung erfahre, mir dabei geholfen haben. Was ich mir wünsche? Mehr Akzeptanz!
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Musik, Geocaching und TaiChi
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Versteckt euch nicht, seid ihr selbst. Denkt mehr an euch und weniger an die Gesellschaft.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Versucht euch in uns hineinzufühlen. Ich weiß, dass das schwierig ist – aber wir sind nicht aussätzig. Depressive Menschen haben eine Erkrankung und viele Betroffene für den Rest ihres Lebens.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Das ist schwer zu beantworten. Ich versuche ich zu sein und mich nicht mehr verbiegen zu lassen.