Der Kolibri im mutmachleute-Logo. Oder: Vom Mut, zu schillern.
Als wir das Projekt #Mutmachleute Ende Januar 2018 starteten, um eine Idee und dieses Projekt ins Leben zu rufen, haben wir auch ein visuelles Erscheinungsbild entwickelt – und damit auch das Logo. Was hat es mit dem Kolibri auf sich?
Kolibris stellen für mich persönlich eine umwerfende Vogelfamilie im Tierreich dar. Über 340 Arten variieren in schillernder Schönheit. Sie zeichnen sich aus durch zähe Ausdauer und Hochspezialisierungen, Mut zur Auszeit und dem Umgang mit kräfteschonenden Ressourcen. Während sie ausdauernd Blütennektar trinken, geht eine enorme Vitalität von ihnen aus – im Schlaf dagegen senken sie ihre Lebendigkeit bis auf ein Minimum zurück. Und: das Herz eines Kolibris ist bezogen auf seine Körpergröße sehr groß und vollbringt eine undenkbare Leistung. Denn auch er ist ein Zugvogel, und bringt mit seinem zarten Körperbau den Mut auf, Langstrecken zu fliegen. In der schamanischen Lehre wird er als Lichtbringer und Herzensöffner gedeutet und im südamerikanischen Raum als solcher verehrt.
Unser Kolibri entstand beim Entwerfen des Logos wie von selbst. Im Aufwärtsflug begriffen, streift er noch den grauen Kreis und zeigt versehrte Flügel. Da aber, wo er das Grau verlässt, schillert sein Gefieder in allen erdenklichen Farben, auch den nicht sichtbaren. Wir Mutmacher beweisen, wie das Projekt #Mutmachleute zeigt: Betroffene von psychischen Erkrankungen haben unglaubliche Ressourcen, sie zeigen, dass ein – wenn auch schwieriger – Weg möglich ist, dass sie mehr sind als die Summe von Diagnosen, und dass es so Vieles und Buntes zu zeigen gibt.
Unser Freund trägt eine klare Botschaft: Einen Kolibri einzufangen und wegzusperren, ist schwer vorstellbar. Der Konfrontation und dem Ausbrechen aus negativ beeinflussenden Gedanken und Gefühlen (inneren Vorgängen) als auch aus schädigenden Strukturen, Prozessen oder Systemen (äußeren Gegebenheiten) folgt immer ein Weg in eine persönliche Freiheit.
Dass dieser Weg oder Aufwärtsflug nicht immer einfach ist, dass Steine im Weg liegen und Hilfe in Anspruch genommen werden darf und soll, liegt auf der Hand.
Ich bin mir sicher:
Wenn ich den Mut habe, aufzubrechen und mich dem Neuen, Unbekannten zu stellen – auch wenn dies einen Langstreckenflug bedeuten kann –; wenn ich mich traue zu schillern und auch mal vom Weg abzukommen; wenn ich nach vorne sehe und meine Ressourcen dabei manage: bekomme ich Hände gereicht, und die Zuversicht, diesen Weg als Ziel – dieses Ziel als Weg zu begreifen. Es ist möglich: Mut haben und Mut machen.
Text: Tina Meffert
Foto: Collage Kolibri mit Depositphoto