Es ist mit Hilfe wunderbarer eigener Ressourcen möglich, sich gegen denn inneren Dämon zu wehren.

Name: Skadi, Diplom Psychologin und approbierte psychologische Psychotherapeutin
Diagnose/Erkrankungsbild: persönlich auch betroffen von Depression und posttraumatische Belastungsstörung
Jahrgang: 1984
Beschäftigt sich mit Klient*innen: erwachsene psychisch Erkrankte mit allen möglichen Störungsbildern
Hilfsangebote: ambulante Psychotherapie

 

Auf welchem Gebiet bist du Expertin und wieso gerade zu diesem Thema? (z.B. persönliche Erfahrungen)

Durch traumatische Situationen in meiner Kindheit und Jugend habe ich unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen und Selbstverletzungen gelitten. Daher habe ich leider selbst Einblicke in Störungsbilder, die ich heute selbst bei Patienten behandele, bekommen. Neben meinen persönlichen Erfahrungen habe ich noch Psychologie studiert und danach eine Ausbildung zur Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) gemacht. Dann folgten Weiterbildungen im Bereich der Psychoonkologie, Hypnosetherapie und Traumatherapie. Die Hypnosetherapie ist ein tolles Werkzeug, weil sie unglaubliche innere Kräfte aktiviert und an eigene Ressourcen erinnert.

Welche Vorurteile bzw. falschen Vorstellungen gibt es in der Gesellschaft zum jeweiligen Erkrankungsbild?

Depressionen: Menschen mit depressiven Störungen sind faul und müssen „nur den Arsch hochkriegen“, das höre ich häufig von den Patienten. Das stimmt natürlich nicht. Es ist aber auch wichtig, dass Menschen mit Depressionen auch wieder aktiv werden müssen, in kleinen Schritten, um aus der Depression wieder herauszukommen. Aber die Schritte sind viel kleiner als die Schritte, die Leute verlangen, die damit keine Erfahrung haben.

Posttraumatische Belastungsstörung: „Der ist für immer kaputt und verkorkst.“ Betroffene können lernen mit der Vergangenheit umzugehen, das Gehirn kann umlernen und auch nicht hilfreiche Verhaltensweisen reduzieren und eher hilfreiche Dinge machen. Und aus dem Wissen, trotz schwieriger Erlebnisse das Leben bewältigt zu haben, kann ein großartiges Zutrauen entstehen, wie viel man noch im Leben schaffen kann und welche unglaublichen Kräfte in einem wohnen.

Ein weiteres Vorurteil ist: „Aus psychisch kranken Personen kann beruflich eh nichts werden.“ Marsha Linehan, die Entwicklerin der dialektisch behavioralen Therapie (DBT) zur Emotionsregulation hatte selbst psychische Probleme gehabt und ihre Ideen zur Bewältigung zu einer Therapieform gemacht.

 

Wie hilfst du betroffenen Menschen ganz persönlich und welche hilfreichen Therapiemöglichkeiten gibt es deiner Meinung nach?

Suchen nach konstruktiven Lösungen. Die sehen so aus, dass Betroffene etwas machen, was sie auch entlastet, aber ihnen nicht langfristig schadet. Dazu nutze ich noch Humor in den Therapierichtungen. Weiterhin kommen Imaginationsmöglichkeiten zum Einsatz, um innere Kräfte zu aktivieren und sich Stärken wachzurufen. Dazu sind auch EMDR Techniken und Hypnose toll. EMDR Techniken und Hypnosen sind auch ein super Werkzeug zur Bearbeitung psychischer Erkrankungen.

 

Inwieweit ist deiner Meinung nach eine Heilung, ein gutes Leben mit der Krankheit möglich?

Ja, ganz klar.

Therapeuten sind wie Boxtrainer, die Betroffenen beibringen, wie sie ihre inneren Dämonen KO hauen bzw. in Schach halten können. Wenn Betroffene bereit sind aktiv mitzuarbeiten und die Boxtechniken auch zu üben und anzuwenden, gibt es gute Chancen es zu schaffen.

 

Welche besonderen Fähigkeiten haben Betroffene?

Einen unglaublichen Kämpferwillen. Trotz schwierigster Zeiten weiterzumachen und das Leben zu gestalten. Dies erfordert viel Mut, den sie haben. Sie haben in einem gewissen Sinne mehr geschafft, als nicht Betroffene, die es leichter haben, und dasselbe erreicht haben.

 

Skadi hat bei uns auch einen Betroffenenbeitrag verfasst.