Generalisierte Angststörung: Ein Auf und Ab, ein Hoch und Tief.

Betroffene: Cathy
Jahrgang: 1980
Diagnosen: Generalisierte Angststörung; Panikstörung; diverse Phobien
Therapien: Gesprächs- und medikamentöse Therapie
Ressourcen: Familie, Freunde, Natur, Tiere, Kreatives, Musik, Lesen

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Ich hatte schon als Kind sehr viel mehr Angst als meine Altersgenossen, und das hat sich bis heute nicht geändert. Irgendwann habe ich im Internet gelesen, dass Ängste auch krankhaft sein können. Ich bin dann in die Therapie gegangen. Meines Erachtens nach leider viel zu spät, aber dass ich überhaupt gegangen bin, war schon ein sehr großer Schritt für mich.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Um mir selbst, aber auch anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, zu helfen. Es ist leider immer noch ein Tabuthema, psychisch erkrankt zu sein, und das sollte sich langsam ändern!

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Ich gehe damit nicht hausieren, daher rede ich mit meinen Freunden eher weniger darüber. Ausnahmen sind selbst Betroffene in meinem Freundeskreis (da gibt es einige), und für die ist es sehr normal. Meine Familie hilft mir, wo sie kann, auch wenn sie nicht immer versteht, wie es mir geht und warum es mir so geht. Meine Mutter war depressiv und hatte sehr viel mit sich selbst zu tun. Sie war aber immer um das Wohl der Familie besorgt, wenn auch manchmal ein wenig zu viel. Genetisch habe ich sehr viel von ihr mitbekommen, wir ticken da schon immer ähnlich.
Von meinem Umfeld wünsche ich mir vor allem Akzeptanz. Nicht für verrückt gehalten zu werden oder gesagt zu bekommen, dass man ja nur übertreibt, dass man einfach lächeln sollte und gute Laune haben. Ich möchte ernst genommen werden!

 

Welche Dinge haben Dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Mein Mann hat sehr viel Verständnis und Akzeptanz gezeigt, er hilft wo er kann und versucht auch, meine Lage aktiv zu verbessern. Ebenfalls war der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik sehr positiv. Geholfen hat mir auch, darüber zu lesen, im Internet, in Büchern und Zeitschriften, dass es andere Betroffene gibt, dass man verstanden wird, dass es Mittel und Wege gibt, zu helfen und die eigene Lage zu verbessern.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Mein Mann versucht immer, mich zum Lachen zu bringen und abzulenken, wenn er merkt, dass ich Angst oder eine Panikattacke habe. Außerdem habe ich mir eine Playlist mit beruhigender/angenehmer Musik zusammengestellt. Oft hilft auch schon ein warmer Sonnenstrahl im Gesicht. Es kommt immer darauf an, wie der Tagesverlauf/die Tagesform ist; an manchen Tagen hilft einfach gar nichts und man muss die Sache „aussitzen“, aber dann gönne ich mir auch die Ruhe und die Zeit, die ich brauche und sage auch Termine ab, notfalls.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Scheue dich nicht, um Rat oder Hilfe zu bitten, versuch nicht, Dinge zu tun, die du nicht tun kannst. Akzeptiere deine Grenzen, lerne nein zu sagen. Tu dir was Gutes, nimm dir Auszeiten, gönne dir was du brauchst und sage dir niemals, du bist nicht genug! Rede mit Menschen, denen du traust und die dich verstehen, sie werden dich nicht abweisen!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Sie sollten sich nicht zu viel um mich sorgen, aber für mich da sein. Sie sollten mir das Gefühl geben, dass ich verstanden werde, das ist enorm wichtig! Ebenfalls wünsche ich mir, dass man sich erkundigt, was mir hilft und nicht für mich entscheidet, was mir gut tut!

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Laut meinem Mann bin ich ein lustiger, sehr eigener, etwas ausgeflippter Mensch, der versucht, zu helfen und Gutes zu tun. Ich glaube, das trifft es.