Depressionen: Sei das Einhorn unter den vielen Pferden da draußen!

Betroffene: Sarah
Jahrgang: 1987
Diagnosen: Rezidivierende Depressionen, Zwangsgedanken und -handlungen (gemischt)
Therapien: Ambulante Therapie, Hypnosetherapie, Tagesklinik
Ressourcen: Musik, meine Lieblingsserien, die Familienhunde, meine liebsten Menschen

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Ich leide seit 15 Jahren unter Depressionen. Damals war mir aber noch nicht klar, dass meine Symptome auf eine Depression hindeuten. Die Zwänge habe ich bewusst seit zehn Jahren, es könnte aber auch sein, dass sie schon länger existieren. Meine genauen Diagnosen habe ich 2016 in der Tagesklinik bekommen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

In der Tagesklinik habe ich gelernt, zu mir und zu meiner Krankheit zu stehen und auch zu sagen, wenn ich einen schlechten Tag oder eine schlechte Zeit hab. Seitdem ich das mache, komme ich viel besser mit meiner Krankheit zurecht.

Ich möchte andere ermutigen, zu sich und ihren Depressionen, Ängsten, Zwängen oder was auch immer zu stehen. Warum darf man sagen, dass man Diabetes oder Rheuma hat, aber nicht, dass man psychisch krank ist? Das ist doch nicht fair.

Wer mich nicht so nimmt, wie ich bin, auf den kann ich gut verzichten.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Wirklich negative Erfahrungen habe ich zum Glück bisher nicht gemacht. Für meine Mama war es zunächst sehr schwer, die Krankheiten zu verstehen. Mittlerweile klappt es aber gut. Mein ,,Erzeuger“ kommt gar nicht damit klar, was aber kein Problem für mich ist, da er sowieso keinen Platz mehr in meinem Leben hat. Von meinem Umfeld wünsche ich mir keine angeblich „aufbauenden“ Worte, die jeder Depressive kennt, denn die helfen leider überhaupt nicht. Ich wünsche mir einfach Verständnis und dass man mir zuhört.

 

Welche Dinge haben Dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Tagesklinik hat mir dabei definitiv am meisten geholfen. Dort habe ich gelernt, zu meiner Krankheit zu stehen. Dort waren wir alle gleich, jeder hat seine Geschichte mitgebracht und jeder konnte vom anderen etwas mitnehmen. Das waren mit die besten zwölf Wochen überhaupt, die ich bisher erleben durfte.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Aufbauende Worte von lieben Menschen, Zeit in der Natur verbringen, mit unseren Hunden knuddeln und meine Lieblingsserien – und Filme gucken.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Wie mein Motto schon sagt: Sei du selbst! Das ist nicht immer einfach und ich arbeite selbst gerade wieder intensiv daran. Aber wenn man es schafft, kann man verdammt stolz auf sich sein!

Auch wenn es schwer ist, aber versucht zu euch und euren Krankheiten zu stehen, denn „Freunde“, die euch nicht so akzeptieren, wie ihr seid, sind keine wahren Freunde!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Sagt, wenn es euch zu viel wird! Es ist total wichtig, Grenzen zu ziehen! Ihr braucht dann auch kein schlechtes Gewissen zu haben, denn wenn ihr irgendwann selber nervlich am Ende seid, ist niemandem geholfen!

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin ein lieber und verständnisvoller Mensch, den man absolut nicht mit anderen vergleichen kann. Am meisten schätze ich an mir meine Geduld.