Traumafolgestörung: Carpe Diem – Nutze den Tag!
Betroffene: Melanie
Jahrgang: 1984
Diagnose: komplexe Traumafolgestörung
Therapien: zwei stationäre Klinikaufenthalte in der Traumaklinik, Verhaltenstherapie
Ressourcen: Tiere, Natur, Kunst, Musik, gutes Essen, Reisen
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
2016 nach einem Zusammenbruch bin in stationäre Therapie gegangen, den ich habe überhaupt nicht mehr geschlafen, kaum noch gegessen und war nur noch am arbeiten.
Irgendwann streikte mein Körper und ich war nur noch am weinen, da beschloss ich in eine Klinik zu gehen.
Dort wurde dann die Diagnose komplexe Traumfolgestörung gestellt, vorherige ambulante Psychotherapien wegen der Ängste und Depression hatten nicht gegriffen, zum Teil verschlimmerte sich sogar den Zustand.
In der Klinik stellte sich allerdings heraus das ich bereits seit vielen Jahren unter der Erkrankung litt, nur hatte ich diese immer erfolgreich mit Dissoziationen weggedrückt.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Für mich ist es ein Teil meines Recovery Prozesses, ich möchte mich nicht mehr verstecken müssen und immer das Gefühl haben „falsch zu sein“. Zudem habe ich gerade von Arbeitskollegen viel Ablehnung bis hin zu Mobbing erfahren und ich möchte in keiner Gesellschaft leben wo man für seine Erkrankung von anderen fertig gemacht wird.
Zudem hat es mir unglaublich geholfen in schlechten Zeiten die Geschichte von anderen zu lesen, dass gab mir immer Trost und Kraft wenn es mal gerade nicht reichte. Und genau das möchte ich auch an andere weiter geben.
Momentan möchte ich gerne die Ex In Ausbildung machen und hoffe das alles klappt.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Erkrankung erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld ( und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Das ist unterschiedlich, meine Familie und ich sind oft verschiedener Meinung, da hat sich nichts verändert, einige Freunde und Bekannte haben sich abgewendet, in seltenen Fällen wurde ich auch beleidigt.
Es sind aber auch neue Freunde und Bekannte mit dazu gekommen, langjährige Freunde sind auch nach wie vor an meiner Seite und es gibt auch Menschen die positiv auf meine Erkrankung reagieren und mir zusprechen.
Gesellschaftlich würde ich mir mehr Akzeptanz wünschen. Eine psychische Erkrankung ist eine Erkrankung wie jede andere Erkrankung auch und braucht ihre Zeit zum heilen und muss versorgt werden.
Einen Herzinfarkt legt man auch nicht einfach ins Bett damit er sich richtig ausruhen kann und gut ist.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Das hat sehr lange gedauert.. Zuerst dachte ich „das geht schnell vorbei“, als es das nicht tat habe ich mich geweigert krank zu sein und irgendwann auf dem Weg traf ich immer mehr Menschen denen es ähnlich geht wie mir, egal wie alt. Da merkte ich das ich nicht alleine bin und so sonderbar wie immer gedacht. Und am Ende habe ich meinen eigenen Charakter wiedergefunden, was mir sehr geholfen hat in der Akzeptanz.
Denn ich habe eine psychische Erkrankung, bin sie aber nicht.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Natur ist für mich das wichtigste was es gibt und die Musik, manchmal aber auch Körperübungen.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Ihr seit vollkommen richtig so wie ihr seit!!!! Lasst euch von niemanden etwas anderes einreden, ihr habt eine Erkrankung seid diese aber nicht!
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selber ( andererseits) am besten helfen?
Informiert euch über die Erkrankung und sprecht miteinander aber lasst euch auch selber unterstützen. Es gibt Programme für Betroffene von Menschen mit psychischen Erkrankungen, dort findet auch ihr ein Ohr das euch zuhört.
Was macht dein Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Egal wie verschroben ich auch manchmal sein mag, mein Herz sitzt am rechten Fleck, ich lache gerne, bin aber auch mal ganzs still, kann gut zuhören und ein kleiner Abenteurerin.