Depression, soziale Phobie & Essstörung: Trotz meiner Ängste sammle ich Mut, um für meine Träume zu kämpfen!

Betroffene: Mandy
Jahrgang: 1996
Diagnose: Soziale Phobie, Depression, Essstörung
Therapie: Verhaltenstherapie
Ressourcen: Tanzen, Schreiben, Wandern

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Als ich 15 Jahre alt war, habe ich immer weniger gegessen. Freundinnen ist das aufgefallen und sie haben meine Ballettlehrerin gebeten, mit mir zu sprechen. Die soziale Phobie wurde erst Jahre später in meiner dritten Therapie beim Namen genannt und daran gearbeitet, obwohl sie schon seit meiner Kindheit ein belastendes Thema für mich war. In der Schule habe ich kein Wort gesprochen. Selbst beim Bäcker ein Brötchen zu kaufen löst in mir große Angstgefühle aus.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

In meinem Umfeld merke ich, dass es noch viel zu viele Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen gibt. Psychische Erkrankungen dürfen kein Tabuthema mehr sein! Um das zu erreichen braucht es Menschen, die darüber sprechen und Menschen, die ihr Gesicht zeigen – auch stellvertretend für all jene, die sich das (noch) nicht trauen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ich bin viel Unwissen, Unverständnis und Vorurteilen begegnet; leider sogar auch bei Ärzt*innen. Ich würde mir wünschen, dass die Gesellschaft besser aufgeklärt ist und sich kein*e Betroffene*r mehr dafür schämen muss oder negative Konsequenzen befürchten muss, wenn er*sie offen darüber spricht. Denn psychische Erkrankungen sind ernstzunehmende Krankheiten!

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Mir hat der Austausch mit anderen Betroffenen sehr geholfen. Verstanden zu werden ist ein sehr wohltuendes Gefühl. Selbsthilfegruppen sind da eine ganz tolle und hilfreiche Möglichkeit.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich schaue gerne in mein Therapietagebuch, in dem sich eine Sammlung von Wohlfühltätigkeiten befindet und Fotos von schönen Momenten. Wenn ich ganz mutig bin, hilft es mir auch mich guten Freunden anzuvertrauen und darüber zu sprechen. Und meine Gedanken aus meinem Kopf raus zu schreiben ist auch immer gut.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es lohnt sich immer weiter zu kämpfen! Eine Angststörung erschwert das Leben zwar unheimlich, aber man kann trotzdem (so gut es geht) für seine Träume kämpfen! Du bist stärker als du denkst!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Ich denke, das Wichtigste ist ein offenes Ohr für den*die Betroffene*n zu haben und nicht zu werten. Angehörige müssen nicht alles verstehen – können sie auch gar nicht – aber sie können trotzdem versuchen den*die Betroffene*n zu unterstützen. Vertrauensvoll miteinander reden! Nur so kann man herausfinden, wie es dem*der Betroffene*n und auch wie es dem*der Angehörigen geht.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin ein sehr ruhiger Mensch und höre anderen Menschen gerne zu. Ich bin einfühlsam, sensibel und empathisch. Ein harmonisches Miteinander ist mir sehr wichtig.

Und ein bisschen mutig bin ich vielleicht auch – schließlich versuche ich mich nicht von meiner Angsterkrankung davon abhalten zu lassen, für meine Träume zu kämpfen.