Nachgefragt bei Tanja: Ich bin dankbar für meine langanhaltende Stabilität.
Betroffene: Tanja
Wie geht es dir heute?
Heute geht es mir sehr gut. Es ist immer mal wieder schwierig, doch in Eigenreflexion kann ich gut bei mir bleiben und stehe in einem guten Kontakt zu mir selber: kritisch, aber nicht zu kritisch. Denn das ist ja die Gefahr dabei, dass bei zu viel Eigenkritik auch die Stimmung nicht stabil bleibt. Nach wie vor bestimmen meine Hunde mein Leben, aber ich konnte im Laufe des Jahres auch Aufgaben übernehmen, die mich intellektuell fordern, sowie es sich auch ergeben hat, dass mich mir nahestehende Menschen mehr brauchen. Das ist manchmal anstrengend, sorgt aber auch für ein gutes Gefühl. Nicht zu vergessen meine Aktivität für die #Mutmachleute, für die ich seit Mai dieses Jahres auch ehrenamtlich tätig sein darf.
Auch darf ich als Betroffene nicht vergessen, dass psychisch gesunde Menschen genauso schlechte Tage haben. Ich will nicht immer alles gleich pathologisieren.
Hast du Feedback auf deinen Beitrag bei #Mutmachleute bekommen? Worüber hast du dich am meisten gefreut?
Ja, es gab viel positives Feedback. Im Vorfeld habe ich meine Diagnosen (Borderline und Bipolare Störung) ja nie verheimlicht, doch einige wussten es nicht und waren um so erstaunter, als auch sie meinen Link auf Facebook gelesen haben. Darüber habe ich mich am meisten gefreut, dass es doch einige gegeben hat, die fragten: „Was, Du? Hätte ich nie gedacht.“
Was hat sich für dich zum Positiven geändert, seit du offener mit deiner Erkrankung umgehst?
Gehe ich offener als vor dem Beitrag damit um? Ich glaube nicht. Mein grundsätzlich offener Umgang mit beiden Störungen hat die Akzeptanz der mir nahestehenden Menschen gefördert. Denn: Manchmal lege ich ja doch recht absturse Verhaltensweisen zu Tage. Ich bin einmal so stigmatisiert worden, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Der offene Umgang bringt es mit, dass mein Mann schon öfter gefragt wurde: „Wie war das bei Tanja, was hast Du gemacht?“ Gerade dann, wenn es um Depressionen bei Angehörigen geht. In der Tat auch von Menschen, die vorher nicht betroffen gewesen sind und stigmatisiert haben. Es kann wirklich jede*n treffen.
Was wünschst du dir für deine persönliche Zukunft?
Für mich wünsche ich mir weitergehende, langanhaltende Stabilität. Es fühlt sich so gut an, auch die damit verbundene, wiedererlangte Leistungsfähigkeit. Ich wünsche mir ein weiterhin gutes und krankheitsfreies Leben mit meinen Hunden. Da wünsche ich mir, dass ich gut damit umgehen kann, wenn für beide der Tag gekommen ist – der kommen wird… In diesem Jahr hatten mein Mann und ich den 31. Hochzeitstag. Ich wünsche ich mir, dass wir bei guter Gesundheit auch den 50. zusammen erreichen können und er mit mir weiterhin „durch dick und dünn“ gehen mag.
Den ersten Beitrag von mir bei den #Mutmachleuten findet ihr hier zum Nachlesen.