#Mutmachleute – Eine kleine Geschichte
Wie kam es eigentlich zum Projekt #Mutmachleute und wer steckt dahinter?
Immer wieder werden wir bei Vorträgen und Interviews gefragt, wie wir zu der Idee kamen, Öffentlichkeitsarbeit zu machen über psychische Erkrankungen – und das auf eine eher ungewöhnliche Art und Weise. Nämlich indem wir das Augenmerk auf die positiven Besonderheiten einer psychischen Krankheit legen. Eben auf mutmachende Art und Weise.
Tagebuch
Frühjahr 2017: Ich nehme Kontakt zu der Verlegerin Anna Starks-Sture auf. Nach regem Austausch wird uns beiden relativ schnell klar: Wir haben ein gemeinsames und klares Ziel. Menschen mit psychischen Herausforderungen muss eine Stimme gegeben werden, weil diese immer noch Vorurteilen, Missbilligung, Geringschätzung und Stigmatisierung ausgesetzt sind. Wir beide kennen diese Perspektive aus eigener Erfahrung.
August 2017: Wir wollen etwas machen! Nur was? Bei Kaffee und Kuchen brainstormen wir zusammen mit Annas Lebensgefährten Michael und meinem Kollegen Max. Erstmal Sommerurlaub machen und nachdenken über alles Weitere.
September 2017: Wir könnten ein Buch herausgeben zu dem Thema. Warum werden Betroffene so häufig stigmatisiert, warum trauen sie sich nicht über ihre Herausforderungen zu sprechen? Wir wollen aber nicht nur über Negatives sondern vor allem über Positives sprechen! Wollen wir Interviews machen? Mit Fotos? Wie gewinnen wir möglichst viele Menschen, um uns von sich zu erzählen? Und: wer soll das bezahlen?
Oktober/November 2017: Na klar, wir müssen das Ganze online machen. Damit wir eine breite Masse erreichen. Aber wir wollen nicht nur die Öffentlichkeit erreichen, indem wir sagen: Seht her, das sind MENSCHEN, keine DIAGNOSEN! Wir wollen auch alle Menschen erreichen, denen es nicht gut geht, die sich in einer Krise befinden. Wir wollen ihnen Mut machen und ihnen positive Erfahrungen und Wege anderer Betroffener aufzeigen. Und nicht zuletzt wollen wir auch Angehörigen und Fachleuten eine Stimme geben! Wir wollen aufklären, unterstützen und Mut machen! Wie machen wir das jetzt?
November 2017: Ein Name muss her für die Plattform, auf der wir online gehen wollen. Mehrere Ideen fließen ein, keine davon ist so richtig knallig. Dann knallt’s doch: MUTMACHLEUTE! Nicht nur wir sind die, die Mut machen, sondern alle da draußen, die Gesicht zeigen sollen und anderen Mut machen. Wir alle sind Mutmachleute!
Dezember 2017: Anna wird ein doppelseitiger Beitrag über unser Projekt – das bis dato noch in den Kinderschuhen steckt – im Miles Magazin angeboten. Die Deadline: 28. Januar 2018. Jetzt müssen wir Gas geben. Anna entwirft die Fragebögen, Max und ich stellen die Homepage online und entwickeln die ersten Grafiken.
Januar 2018: Der Kolibri entsteht. Er wird das Markenzeichen der #Mutmachleute.
26. Januar 2018: Die Seite geht pünktlich online. Autorin und Bloggerin Nora Fieling als Betroffene, ihr Lebensgefährte und ich veröffentlichen die ersten Beiträge als Pilotbeiträge. Mal sehen, was passiert.
Schon ein Tag nach dem Launch der Seite melden sich die ersten Menschen, die bei uns mitmachen wollen. Wir können dieses Glück kaum fassen!
Frühjahr 2018: Immer mehr Menschen zeigen bei den Mutmachleuten Gesicht und berichten über ihren Weg. Die Resonanz, die wir erhalten, ist überwältigend.
Wir werden zu Gastvorträgen und in den Steuerungsverbund für psychische Gesundheit im Landkreis Starnberg eingeladen. Auch die (lokale) Presse wird allmählich aufmerksam.
Es wird immer mehr Arbeit. Wir drei stemmen das Projekt ehrenamtlich, an den Feierabenden, Wochenenden, und führen nebenbei noch ein Privatleben. Wir sind gleichermaßen glücklich wie auch ein wenig überfordert – mit der täglichen Arbeit als auch mit der Verantwortung, die auf uns zukommt. Wir warten die Homepage und entwickeln sie weiter, lektorieren und moderieren die Beiträge, korrespondieren mit den Autor*innen, arbeiten in der Grafik und Presse, müssen das Ganze privat finanzieren. Wie können wir die Kosten finanziert bekommen und wie sichern wir uns rechtlich ab? Wie können wir langfristig in der Öffentlichkeit seriös wahrgenommen werden?
Juni 2018: Wir gründen den gemeinnützigen Verein Mutmachleute e.V. Bei der ersten Mitgliederversammlung sind wir bereits neun Personen, später kommen weitere dazu. Alles wird ordentlich gemacht und abgewickelt – Vereinsrecht und -steuern sind eine Wissenschaft für sich! August 2018: Anerkennung der Gemeinnützigkeit unseres Vereins.
Herbst/Winter 2018: An manchen Tagen kommen gleich mehrere Beiträge in unser Postfach. Immer mehr Einladungen erfolgen zu Vorträgen und Messen. Kleine Spenden ermöglichen uns die Finanzierung von Geschenkartikeln für Mutmacher*innen: Notizhefte und -blöcke und kleine Buttons.
2019: Ein Jahr später ist das Projekt schon in vielerlei Munde. Die Presse bringt uns inzwischen so einiges Interesse entgegen. Wir sind stolz auf Artikel in der Süddeutschen Zeitung und Psychologie heute. Einladungen zu Creative Nights, Radiosendungen, Podcasts, Interviews in der Presse werden immer mehr. Wir sind ein bisschen stolz! Und gewinnen Preise: Juni 2019: Preisverleihung des Lions Sozialpreises; November 2019: Preisverleihung des Grünen Wanningers
Sommer – Herbst 2019: Wie können wir Betroffene und Angehörige noch mehr unterstützen? Immer wieder wünschen sich unsere Leser*innen Kontakt zu unseren Beitragsautor*innen. Es scheint Bedarf an einem intensiveren Austausch zu bestehen. Nur, wie können wir einen geschützten und wenn gewünscht, auch anonymen Austausch gewährleisten? Zumal wir selbst nach strengsten Datenschutzvorgaben handeln müssen. Wir schmieden Pläne zu einem Selbsthilfeforum. Wie kann das funktionieren, dass Betroffene sich untereinander austauschen können, aber nicht offen und ungeschützt in den einschlägigen Foren oder auf Facebook? Wir entwickeln ein Konzept und erhalten im Herbst Unterstützung von der AOK für die Finanzierung des Selbsthilfeforums.
September 2019: Launch des Forums nach zweimonatiger technischer Arbeit und Testphasen.
2020: Inzwischen haben wir viele wertvolle Beiträge von Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten. Wir haben außerdem interessante und berührende Artikel in unserer Rubrik #Denkstoff, die wir über die Plattform an die Öffentlichkeit bringen. Und es werden immer mehr. Über jede einzelne Geschichte freuen wir uns. Und ein bisschen haben wir jetzt schon das Gefühl, dass wir als Mutmachleute etwas erreichen konnten und weiterhin können – auf unserem Weg, psychische Krankheiten zu entstigmatisieren. Und: Wir haben natürlich Pläne für weitere Aktionen. Wir alle miteinander sind auf Erfolgskurs – bleibt gespannt!
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