Psychologiestudentin Dinah Berger: #endthestigma
Name: Dinah Berger
Jahrgang: 1987
Zielgruppe: Follower und Leser*innen meines Blogs
Hilfsangebote: Aufklärungsarbeit rund um unsere Psyche und mentale Gesundheit auf Instagram
Dinah Berger ist Psychologiestudentin und engagiert sich in der Aufklärungsarbeit rund um die menschliche Psyche und mentale Gesundheit auf Instagram.
Viele psychische Erkrankungen sind nichts völlig Fremdes, sondern extreme Ausprägungen von Erlebens- und Verhaltensweisen, die wir alle von uns kennen. So haben wir alle manchmal Angst, erleben Niedergeschlagenheit oder leichte Stimmungsschwankungen. In der Regel dauern diese Emotionen jedoch nicht allzu lange an und wir können uns allein oder mit der Hilfe des Freundeskreises oder der Familie wieder besser fühlen. Menschen mit einer psychischen Erkrankung leben oft am äußeren Rand dieses Kontinuums. Am Beispiel der Angststörung wird dies sichtbar, wenn die Angst unangemessen stark auftritt, sich generalisiert und zu großen Einschränkungen im Leben von Betroffenen führt. In einer Depression wird die bekannte Niedergeschlagenheit zu einer allumfassenden Trauer oder Leere, die mit vielen weiteren Symptomen einhergeht und zu einem großen Leidensdruck führt.
Welche Vorurteile bzw. welche falschen Vorstellungen gibt es in der Gesellschaft zu psychischen Erkrankungen?
Die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Störungen ist bis heute ein weit verbreitetes Phänomen. Über die Hälfte der Betroffenen berichten von öffentlichen Stigmatisierungserfahrungen in Form von Vorurteilen, Ausgrenzung oder Diskriminierung. Im Zuge meiner Aufklärungsarbeit bekomme ich selbst viele Erfahrungsberichte von Betroffenen geschildert, die mir oft sehr nahe gehen. Das ständige „sich erklären müssen“ wird für viele neben der Erkrankung zu einer weiteren starken Belastung. Neben der öffentlichen Stigmatisierung sind Menschen mit psychischen Störungen auch von der sogenannten „Selbststigmatisierung“ betroffen. Diese entsteht, wenn Erkrankte die negativen Einstellungen über ihre Erkrankung wahrnehmen, akzeptieren und in das eigene Selbstbild integrieren: „Ja ich bin psychisch krank und daher weniger leistungsfähig“. Diese so genannte Internalisierung kann sich in Folge negativ auf das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit der Menschen auswirken und sogar den Therapie- und Heilungsprozess nachhaltig negativ beeinflussen.
Was sind die klassischen bzw. hilfreichsten Therapiemöglichkeiten?
Die meisten psychischen Erkrankungen können heutzutage mit Psychotherapie und/oder Pharmakologie gut behandelt werden. In vielen Fällen führt die Kombination aus Therapie und Medikamenten zu den größten Verbesserungen. Eine Psychotherapie hat jedoch den Vorteil, dass die Symptomatik langfristig behandelt wird und Rückfälle vorgebeugt werden können. Grundsätzlich lassen sich vier verschiedene Therapieverfahren unterscheiden, die gesetzlich anerkannt sind: Die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die Psychoanalyse sowie die systemischen Therapien. Welche Therapieform die richtige ist richtet sich nach der individuellen Symptomatik und Präferenz von Betroffenen.
In wie weit ist eine Heilung, ein gutes Leben mit einer psychischen Erkrankung möglich?
Mit der passenden Therapie stehen bei vielen psychischen Erkrankungen die Chancen auf eine vollständige Heilung sehr gut. Sofern dies nicht erreicht werden kann, besteht dennoch die Möglichkeit den Leidensdruck im Alltag deutlich zu reduzieren, sodass das Leben wieder lebenswerter wird. In jedem Fall lohnt es sich, professionelle Hilfe zu suchen und sich auch von Rückschlägen nicht abschrecken zu lassen.
Welche besonderen Fähigkeiten haben Betroffene?
Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind unglaublich stark, denn sie müssen nicht nur mit ihrer Erkrankung umgehen und den Alltag bewältigen, sondern ebenso mit den beschriebenen Vorurteilen und Diskriminierungen zurechtkommen. Darüber hinaus erlebe ich immer wieder, wie empathisch Betroffene aufgrund ihrer eigenen leidvollen Erfahrungen mit anderen Menschen umgehen. Eine weitere Stärke, die daraus resultiert, ist die achtsame Wahrnehmung und Wertschätzung von angenehmen Dingen im Leben. Wer in einer Depression wochenlang das Bett nicht verlassen konnte, schätzt den ersten Spaziergang in der Natur ganz anders. Ganz alltägliche Dinge werden auf einmal besonders.
Auf ihrem Instagram Account und auf ihrem Blog klärt die Psychologiestudentin über Themen rund um die Psyche auf.