Borderline und Depressionen: Weil jeder Tag besonders ist!

Betroffene: Kathrin

Jahrgang: 1983

Diagnosen: rezidivierende Depression, Borderline

Therapien: ambulante Therapien, psychosomatische Reha

Ressourcen: Musik hören, tanzen, Yoga, Kreatives, Natur (Fahrradfahren, spazieren gehen)

 

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Mit 16 Jahren als ich aufgrund von Impulsdurchbrüchen zum Kinder- und Jugendpsychologen geschickt wurde.(Borderline) Die Diagnose rezidivierende Depression hab ich 2016 bekommen.

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich erlebe es tagtäglich auf meiner Arbeit, wie groß das Stigma ist, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen anhaftet. Das muss endlich ein Ende haben. Wenn man sich einen Knochen bricht kommen alle und wünschen gute Besserung, wenn man sagt, das man eine psychische Erkrankung hat wird man schief angesehen oder die Leute wenden sich ganz von einem ab. Aber ich bin trotz meiner Erkrankung genauso Mensch, wie alle anderen auch und das muss die Gesellschaft endlich mal anerkennen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ehrlich gesagt wissen nur die engsten Vertrauten in meinem Umfeld von meiner Erkrankung. Für meine Eltern ist es sehr schwer damit umzugehen. Sie sind zwar immer für mich da, aber wir sprechen nicht über meine Erkrankung. Sie verstehen es einfach nicht. Mit meiner besten Freundin kann ich offen darüber sprechen, wie es mir geht, wie ich mich fühle, da sie selbst Betroffene ist.

Ich würde mir von Herzen wünschen, dass man offener und toleranter mit psychischen Erkrankungen umgeht. Die Betroffenen mehr unterstützt, als ihnen immer größere Steine in den Weg zu legen. Vor allem auch, was z.B. Arbeitgeber*innen betrifft. Das man auch an seinem Arbeitsplatz die Chance hat offen zu sein, ohne gleich befürchten zu müssen, den Job zu verlieren.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Therapie auf jeden Fall. Meine beste Freundin und ich mir selbst. Die psychosomatische Reha. Dort habe ich zum allerersten Mal mit einer Gruppe gearbeitet, in der ebenfalls Borderline Betroffene waren und das hat nochmal ganz viel ausgemacht zu sehen, dass ich nicht alleine bin. Das auch andere Menschen die Situationen kennen, in denen ich mich schon aufgrund meiner Erkrankung befunden habe. Das war unglaublich hilfreich.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Meine erste ist auf jeden Fall Kopfhörer auf, Musik an, tanzen. Rausgehen in die Natur. Kreativ sein, wie z.B. Texte schreiben, malen, Diamond Painting. Das Gespräch mit meiner besten Freundin. Affirmationen und Dankbarkeit haben mir sehr geholfen und mich weiter gebracht.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Bitte niemals aufgeben! So schwer und ausweglos es manchmal auch erscheint. Irgendwo in der Dunkelheit ist immer ein Licht. Und ihr seid nicht allein!!! Es gibt Hilfe und Wege! Ihr seid genauso wertvoll wie alle anderen auch!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Bitte versteckt euch nicht hinter eurer Hilflosigkeit und eurer Unwissenheit. Auch für Angehörige gibt es Unterstützung. Zu zeigen, hey auch wenn ich gerade nicht weiß wie ich dir helfen kann, ich bin für dich da, ich höre dich und höre dir zu, du bist mir wichtig. Du bist nicht deine Erkrankung und es ist schön, dass es dich gibt.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit, ein Kämpferherz und das ich niemals aufgegeben habe. Ich wäre nicht der Mensch, der ich heute bin, ohne meine Erkrankung. Ich habe ein erfülltes Leben nicht trotz meines schweren Weges, sondern wegen eben diesem. Am meisten schätze ich an mir meine Authentizität. Ich verstelle mich nicht mehr und nehme jedes Gefühl an wie es ist. Ich habe lange dafür gebraucht, aber ich habe gelernt mich selbst zu lieben.