Informationen zu Borderline: Hintergründe, Mythen und Fakten.
Die Borderline Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe psychische Störung, die durch ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, dem Selbstbild und den Gefühlen sowie durch deutliche Impulsivität gekennzeichnet ist. Menschen mit einer Borderline-Störung können oft intensive Stimmungsschwankungen, Ängste vor dem Verlassenwerden und ein Gefühl von Leere erleben. Sie können auch Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren und impulsive Verhaltensweisen wie riskantes Fahren, übermäßiges Essen oder Drogenmissbrauch zeigen.
Die ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 11. Revision) hat die Diagnosekriterien für die Borderline-Persönlichkeitsstörung aktualisiert im Vergleich zur vorherigen ICD-10-Version wie folgt:
Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität, beginnend in der frühen Erwachsenheit und in verschiedenen Kontexten, wie durch fünf (oder mehr) der folgenden Kriterien gekennzeichnet:
– Anstrengungen, tatsächlich oder vermeintlich drohenden Verlassenwerdens zu verhindern.
– Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, das durch Wechsel zwischen den Extremen von Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
– Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
– Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, übermäßiges Essen).
– Wiederkehrende suizidale Verhaltensweisen, -gesten oder -drohungen oder selbstverletzendes Verhalten.
– Affektive Instabilität infolge von markanten Stimmungsschwankungen (z. B. episodische intensive dysphorische Zustände, Reizbarkeit oder – – Angst, die gewöhnlich einige Stunden andauern und selten länger als ein paar Tage).
Chronische Gefühle von Leere.
– Unangemessene, intensive Wut oder Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederkehrende körperliche Auseinandersetzungen).
– Vorübergehende, durch Stress ausgelöste paranoide Ideen oder schwere dissoziative Symptome.
Eine Voraussetzung für die Diagnosestellung ist, dass die betroffene Person mindestens fünf der genannten Kriterien erfüllt.
Warum die Borderline-Störung stigmatisiert wird:
Missverständnisse und Vorurteile: Aufgrund von Unwissenheit und falschen Vorstellungen wird die BPS oft missverstanden. Menschen mit dieser Störung werden manchmal als manipulativ, dramatisch oder unberechenbar wahrgenommen, was zu Vorurteilen und Stigmatisierung führen kann.
Stigmatisierung durch Gesundheitsdienstleister: Einige Gesundheitsdienstleister haben Vorurteile gegenüber Personen mit einer Borderline-Störung und können diese weniger ernst nehmen oder als schwierig empfinden, was die Qualität der Versorgung beeinträchtigen kann.
Medienporträts: In Film, Fernsehen und anderen Medien werden Menschen mit BPS oft ungenau und sensationalisiert dargestellt, was zu einer weiteren Stigmatisierung beiträgt.
Selbststigmatisierung: Aufgrund der negativen Stereotypen und der gesellschaftlichen Ablehnung können Menschen mit Borderline-Störung auch Selbststigmatisierung erleben, was ihre Fähigkeit beeinträchtigen kann, Hilfe zu suchen und eine wirksame Behandlung zu erhalten.
Uns ist wichtig zu betonen, dass Menschen mit einer Borderline-Störung wie alle anderen Menschen Respekt, Verständnis und Unterstützung verdienen. Mit angemessener Behandlung, die oft eine Kombination aus Psychotherapie und manchmal Medikation umfasst, können viele Menschen mit Borderline-Störung ein erfülltes und produktives Leben führen. Es ist entscheidend, die Stigmatisierung zu bekämpfen und eine unterstützende Umgebung für Menschen mit dieser Störung zu schaffen.
Therapiemöglichkeiten
Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Eine Kombination aus Psychotherapie, Medikation und unterstützenden Therapien hat sich als wirksam erwiesen. Hier sind einige der gängigsten Therapieansätze:
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT):
Diese Form der Psychotherapie wurde speziell für Menschen mit Borderline-Störung entwickelt. DBT konzentriert sich darauf, Fähigkeiten zu erlernen, um Emotionen zu regulieren, zwischenmenschliche Fertigkeiten zu verbessern und problematisches Verhalten zu ändern. Es beinhaltet sowohl Einzel- als auch Gruppentherapiesitzungen.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):
KVT kann hilfreich sein, um negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu ändern. Ziel ist es, die Fähigkeit zu verbessern, Probleme effektiver zu bewältigen und gesunde Verhaltensweisen zu fördern.
Schematherapie:
Diese Therapieform kombiniert Elemente aus kognitiver Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und Gestalttherapie. Sie zielt darauf ab, tief verwurzelte, dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu ändern.
Psychodynamische Therapie:
Dieser Ansatz konzentriert sich auf das Verständnis und die Verarbeitung unbewusster Konflikte und Emotionen, die zur Symptomatik der Borderline-Störung beitragen können.
Medikamentöse Behandlung:
Obwohl es keine spezifische Medikation zur Behandlung der Borderline-Störung gibt, können bestimmte Medikamente Symptome wie Depressionen, Angstzustände oder impulsives Verhalten lindern. Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren und Antipsychotika können in einigen Fällen verschrieben werden.
Krankenhaus- oder stationäre Behandlung:
In akuten Fällen oder bei Selbstverletzungs- oder Suizidgedanken kann eine kurzfristige stationäre Behandlung erforderlich sein, um die Sicherheit der Betroffenen zu gewährleisten und eine intensive therapeutische Unterstützung zu bieten.
Familien- und Paartherapie:
Die Einbeziehung von Familienmitgliedern oder Partner*innen in die Therapie kann hilfreich sein, um zwischenmenschliche Probleme zu lösen und Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung zu bieten.
Uns ist wichtig zu betonen, dass die Behandlung individuell auf die Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen zugeschnitten sein sollte. Ein ganzheitlicher und multidisziplinärer Ansatz, der Psychotherapie, Medikation und unterstützende Therapien kombiniert, ist oft am effektivsten. Es ist auch wichtig, dass die Therapie von qualifizierten Fachleuten durchgeführt wird, die Erfahrung in der Behandlung von Borderline-Störung haben.