Depressionen: Die Krankheit hat mir zum Glück den Weg zu mir selbst gezeigt!!!

Betroffene: Nina

Jahrgang: 1962

Diagnose: rezidivierende Depressionen

Therapien: Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapie

Ressourcen: Lesen, Podcasts, Gespräche mit Freunden, meine Selbsthilfegruppe, die Natur, speziell MEINE Seen 😊

 

 Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Es hat 2007 begonnen, als ich mich nach über 25 Jahren von meinem Mann getrennt habe. ICH musste ausziehen, da das Haus mit Unternehmen meinem Mann gehörte. Somit habe ich meine 3 Kinder (2 davon erwachsen) zurückgelassen. Es blieb mir keine andere Möglichkeit mehr. Bleiben und unglücklich sein oder gehen und einen neuen Start wagen…!!

Nach kurzer Zeit, als ich ausgezogen war, begann eine Veränderung in mir! Ich entwickelte eine Angst in mir, unglaublich! Plötzlich konnte ich nicht mehr lesen, keine Konzentration, nicht mehr lachen etc., panische Angst alleine zu sein und weitere Symptome. Nachdem ich einen Arzt/ Neurologen aufgesucht hatte, in Behandlung war, hat dieser die Diagnose gestellt. Nach einigen Gesprächen und verordnetem Medikament hat er mir einen stationären Aufenthalt vorgeschlagen.

Dieser Aufenthalt sollte komplett mein Leben positiv verändern!

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Das hat tatsächlich einen ganz entscheidenden wichtigen Grund für mich!

Eine meiner besten Freundinnen, Simone, die ich eben auch in einer Klinik kennengelernt hatte, hat jetzt im November (2022) Suizid begangen. Ein so wunderbarer Mensch in allen Dingen. Sie war wirklich unglaublich! Gütig, klug, sportlich, gutaussehend, eine bezaubernde Klavierspielerin.

Irgendwie macht sie mich gerade sehr stark, jaaa, sie gibt mir gerade Kraft.

Ich möchte Menschen unterstützen in irgendeiner Form, die mir gegeben wird, damit Menschen einen Weg finden gesund zu werden, Hilfe anzunehmen, an sich zu glauben, wie wertvoll sie sind, ich glaube, dass es das Wichtigste überhaupt ist!! Dass Menschen lernen sich selbst zu mögen, ich spreche NOCH nicht von lieben. Und wenn wir uns lieben ist das schon das GRÖSSTE, was wir alle geschafft haben!

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Zum Glück musste ich nicht mehr in mein altes Umfeld! Ich bin nach meinem Klinikaufenthalt direkt umgezogen. Ich hatte so viel Kraft getankt, dass es möglich war eine Wohnung und einen Job in einem anderen Bundesland zu suchen und zu finden.

Mir ist auf Umwegen zu Ohren bekommen, dass ich wohl in einer Psychiatrie eingewiesen worden bin und verrückt bin, die wildesten Geschichten, die Menschen sich zusammen spinnen! Immer noch kursieren die Gedanken und Geschichten aus dem 18. Jahrhundert in den Köpfen vieler Menschen.

Das ist so traurig, was sie uns damit antun! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mir miserabel und klein in unserer Gesellschaft vorkommen. Allein dafür müsste man stark sein, um es aushalten zu können! Man selbst kann sich gegen Unwissen nicht zur Wehr setzen und will und kann sich keinem Einzelnen erklären.

Allein aus diesem Grund möchte ich Aufklärung!!

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Tatsache eben, und dass es immer wieder einen Weg daraus gibt!

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Gute Podcasts, Bücher, doch vor allem meine neue Selbsthilfegruppe AMOR FATI

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Sucht euch erst einmal professionelle Gespräche, dann wird es einen Weg geben. Da bin ich mir sicher!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Zuhören, verstehen wollen und damit zu unterstützen

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Was mich ausmacht ist meine Liebe. Meine Liebe und Fürsorge für Menschen, die auch mich respektvoll behandeln. Freundlichkeit, Dankbarkeit in kleinen Dingen, denn sie werden zu einem großem Glück!!!

 

Foto: Dirk-Martin Heinzelmann