Angststörung und PTBS: Im Herzen barfuß

Betroffene: Bine

Jahrgang: 1969

Diagnosen: PTBS, Angststörung

Therapien: stationär und ambulante Verhaltenstherapie und Traumatherapie

Ressourcen: Liebe, Freund*innen, Natur

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich bin schon sehr lange in einer Therapie gewesen (über 20 Jahre wegen Ängsten) und habe gemerkt, dass ich irgendwie nicht weiterkomme. Im letzten Jahr habe ich mich dann entschieden einen Psychiater aufzusuchen. Dieser hat mir dringend zu einer stationären Traumatherapie geraten mit der neuen Diagnose PTBS.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich habe durch die Traumatherapie und meinen dadurch entstandenen Prozess gemerkt, wie viele Menschen große Probleme mit seelischem Leid und persönlicher Entwicklung haben. 

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Es war für mein Umfeld ganz und gar nicht einfach. Mein Zustand war über Wochen sehr instabil und das hat offensichtlich eine große Hilflosigkeit  bei einigen ausgelöst. Sie haben sich abgewandt und sich nicht mehr gemeldet.

Andere wiederum (besonders mein Mann, meine Kinder und Freundinnen) haben mich aufrichtig begleitet.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Zu verstehen, dass ich nichts dazukonnte was mir in meinem Leben widerfahren ist und der wachsende Glaube an mich selbst.


Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Es hilft mir sehr meine Gedanken aufzuschreiben. Ansonsten mache ich täglich Atemübungen und Autosuggestion.


Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ich denke, jede*r wird einen ganz eigenen Prozess erleben. Ich habe gelernt, dass Akzeptanz der Erkrankung und der dadurch entstehenden Lebenssituationen wichtig ist. Als ich dann noch verstanden habe, dass Geduld und Selbstliebe ganz wichtige Begleiterinnen sind, ging es mir zunehmend besser.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Es macht keinen Sinn verstehen zu wollen, was mit dem Betroffenen los ist. Eine gute Möglichkeit ist sich im Internet über die Erkrankung zu informieren oder sich einer Angehörigengruppe anzuschließen.

Ich selber habe durch Aussagen wie „Ich bin da“ und durch Umarmungen ganz viel Halt erlebt.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin heute dankbar für meine sensible Seite. Sie macht mein Leben bunter. Des Weiteren schätze ich meine empathischen Fähigkeiten und dass eine Stärke in mir ist, die mich immer wieder aufstehen lässt.