Borderline: Es geht auch anders, aber so gehts auch!

Ex-Angehöriger von einem an Borderline erkrankten Partner

Persönliches Statement: Es geht auch anders, aber so gehts auch!

Jahrgang: 1971

Hilfsangebote: Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Borderline

Ressourcen: kreatives Schreiben, Fotografieren

 

Wie hast du von der Erkrankung deines Angehörigen erfahren? Was war deine erste Reaktion?

Es waren die immer wechselnden und niemals einzuschätzenden, doch stets heftigen Reaktion auf neue und bekannte Situationen. Die ewige Schuldzuweisung und die ständigen Suiziddrohungen. Die erste Reaktion? Ich wollte helfen, koste es, was es wolle. Es hat mich Lebensfreude, Energie, einen Job und ein finanzielles Chaos gekostet.

 

Wieso möchtest du anderen Angehörigen Mut machen?

Weil man Gefahr läuft, sich selbst und sein Leben aus den Augen zu verlieren, wenn man 24/7 versucht, es einem Menschen, der sich nicht reflektieren möchte, alles recht zu machen.

Weil man als Angehöriger erkennen sollte, dass man eine emotionale Verbindung hat und daher niemals den professionellen Abstand zu der betroffenen Person hat.

Weil man seine eigenen Grenzen erkennen und respektieren muss, um weiterzukommen.

Weil man als Angehöriger kein Retter, sondern „nur“ ein Unterstützer ist.

Weil man als Angehöriger auch lernen muss, sich selbst zu reflektieren und sich einzugestehen, wo man immer Schaden anrichtet, wenn man doch eigentlich nur helfen will.

Weil man sich Hilfe suchen darf und das nichts mit Egoismus zu tun hat.

Was hat dir am meisten geholfen, mit der Diagnose deines Angehörigen umzugehen? Welche Hilfsangebote für Angehörige nutzt du?

Die Gründung einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von an Borderline Erkrankten

 

Woraus schöpfst du neue Kraft für dich persönlich, in Momenten, in denen du dich schwach fühlst?

Aus den gemeinsamen Momenten, den Dialogen, dem Albernsein mit meinem jetzigen Partner. Aus dem Kontakt mit meiner Familie und Freunden. Aus dem Schreiben, das mich zu mir selbst bringt.

 

Wie konntest du deinem Angehörigen in schwierigen Situationen und Krisen helfen?

Ich musste einfach nur da sein. Physisch da sein und alle möglichen Beschimpfungen über mich ergehen lassen.

 

Was hättest du dir von deinem Angehörigen gewünscht?

Wir sind seit nunmehr sechs Jahren geschieden und ich habe keinen Kontakt zu meinem Ex. Was ich mir damals gewünscht hatte, war die Anerkennung meiner Bemühungen, Geld für zwei zu verdienen, Probleme zu lösen. Und einfach mal Ruhe zu haben.

 

Hier geht’s zur Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Borderline.

 

(c) Hinweis. Der Titel von Kais Beitrag ist von Lotti Huber.