Borderline: Wer von Menschsein redet, sollte auch zeigen, dass er zum Menschsein bereit ist!
Angehörige: Laura
Jahrgang: 1999
Angehörige von: Heiko (43), Borderline
Ressourcen: Gespräche, Unternehmungen und aktive Kontakte
Wie hast du von der Störung deines Partners erfahren, und was war deine erste Reaktion?
Es begann 2015 mit einer ersten Kontaktaufnahme. Dabei wurde ich von dem Betroffenen verbal angegriffen, was mir anfangs Angst machte, aber auch mein Interesse weckte. Nach einer sehr traurigen und verstörenden Geschichte über die Ursachen der Störung des Betroffenen wurde mir klar, hier muss etwas getan werden! Und seit dieser Zeit begann meine „private“ Betreuung auf freundschaftlicher Basis.
Wieso möchtest du anderen Angehörigen Mut machen?
Diese Menschen brauchen uns. Ich möchte anderen Mut machen, weil es wichtig ist, dass ALLE Menschen gesehen werden und nicht abgeschoben werden oder in Weltwahlsysteme gepresst werden, die aus Klischees bestehen. Denn wenn es uns mal selbst erwischt, wollen wir auch nicht abgeschoben werden. Und jene Personen sind die liebenswertesten Menschen überhaupt – sofern sie auch die Chance bekommen, am Leben teilzunehmen.
Was hat dir am meisten geholfen, mit der Diagnose deines Angehörigen umzugehen? Welche Hilfsangebote für Angehörige nutzt du?
Ich nutze meine Instinkte und meine weiblichen Geheimwaffen. Je weniger man sich bzw. den Betroffenen versucht zu identifizieren, desto leichter lebt man. Hilfsangebote nutze ich noch nicht, noch kann ich den Umgang ganz gut alleine regeln.
Angehörige kostet es oft sehr viel Kraft, mit den Symptomen der Betroffenen umzugehen. Sie fühlen sich manchmal allein gelassen. Woraus schöpfst du neue Kraft für dich persönlich in Momenten, in denen du dich schwach fühlst?
Mit meiner Mama und meiner Oma, die mich auch sehr unterstützen ab und an nette Abende zu verbringen, daraus schöpfe ich Kraft.
Wie kannst du deinem Angehörigen in schwierigen Situationen und Krisen helfen?
Ich helfe meinem Angehörigen mit viel Geduld und versuche vorbeugend mit ihm schöne Dinge zu erleben. Wenn er sich in einer schlechten Phase befindet, dann versuche ich ihm Ruhe und Zeit zu geben und ihm Gespräche anzubieten.
Was wünscht du dir von deinem Angehörigen?
Dass er halbwegs stabil bleibt, damit wir gemeinsam schöne Momente erleben können.
Was schätzt du am meisten an deinem Angehörigen? Was kannst du von ihm lernen?
Seine Geistesfähigkeit, seine Logik, seine überragende Intelligenz und seine schnelle Genesungsfähigkeit. Außerdem schätze ich an ihm, dass er nicht so schnell aufgibt.