Depression: Seit ich meine Depression akzeptieren kann, kämpfe ich nicht mehr und bin nicht mehr alleine
Betroffene: Lilli
Jahrgang: 1963
Diagnose: Rezidivierende depressive Störung
Therapie: Sertralin, ambulante Psychotherapie
Ressourcen: Malen, Musik hören, Meditation, Natur, Freunde und Familie, Fahrrad fahren, Gymnastik, Tiere
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Nach einem Suizidversuch in meiner Jugend.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Eine neue Therapie hat mich dazu motiviert.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Mein Umfeld hat betroffen und hilflos reagiert weil es nicht wusste, dass ich eine Krankheit habe. Ich wünsche mir mehr Akzeptanz.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Therapie, Infos aus den Medien, Gespräche mit Therapeuten und Betroffenen in der Reha haben mir geholfen.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Notfallkoffer; Lieblingsmusik hören; malen; meinen Wohlfühlduft riechen; heiße Schokolade trinken; Meditieren; meiner Katze nah sein; Bilder und Fotos von schönen Erinnerungen ansehen; meine Unterlagen der Therapie durchstöbern; Den „schwarzen Hund“ lesen; meine Lieblings-DVD ansehen; mit dem Partner, Freunden und Familie und der Therapeutin sprechen; spazieren gehen, auch wenn es schwer fällt; Seifenblasen machen; durch ein Prisma schauen; spielen.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Akzeptiere deine Krankheit als Krankheit und nicht als persönliche Schwäche und gehe mit dir liebevoll um. Achte auf das, was dir gut tut und was dir wichtig ist. Schäme dich nicht, du bist nicht allein. Es gibt viele denen es genauso geht, du weißt es nur noch nicht. Du darfst dir Hilfe holen. Erlaube dir auch mal „schwach“ zu sein, sei nicht so streng mit dir.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Wirklich da sein, wenn ich Hilfe brauche und mir das Gefühl geben, dass ich wichtig für sie bin. Mir wertfrei und auf Augenhöhe zuhören und meine Gedanken ernst nehmen. Keine Vorurteile. Mich nicht bemitleiden oder abtun.
Meine Angehörigen sollten sich nicht schuldig fühlen und sich nicht als Therapeuten fühlen. Sie sollten sich eingestehen, dass sie als Angehörige nicht alles auffangen können und, dass es nicht schlimm ist sich selbst Hilfe zu holen. Außerdem sollten sie sich gut über die Krankheit informieren.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin verständnisvoll, rücksichtsvoll, zuverlässig, hilfsbereit, empathisch, verlässlich, treu. Ich habe einen Sinn für Ästhetik, bin begeisterungsfähig, interessiert, freundschaftlich, eine gute Zuhörerin, tierlieb und naturverbunden