Depressionen & Angststörung: The sun will rise and we will try again.

Betroffene: Julina Wagner
Jahrgang: 1998
Diagnosen: Schwere Depression, Angststörung, Essstörung, Borderline, Dissoziative Störung
Therapien: drei ambulante und fünf stationäre Therapien
Ressourcen: Schreiben, Fotografieren, Malen,

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Die ersten Symptome zeigten sich schon im Kindesalter durch selbstverletzendes Verhalten und Rückzug. Die ersten Diagnosen habe ich stationär bekommen als ich 15 Jahre alt war.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich finde, dass psychische Erkrankungen immer noch viel zu selten ernstgenommen werden. Ich als Betroffene möchte anderen da draußen Mut machen, sich zu zeigen – so wie man ist, mit den Erkrankungen! Wir sind nicht allein. Es gibt so viele Menschen da draußen, die psychisch leiden und keiner sieht es. Wir müssen uns für nichts schämen.
Wir sind gut, so wie wir sind.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Erst hat man mit Unverständnis reagiert. Es kamen eben so Sprüche wie: „Stell dich nicht so an. Die Phase geht vorbei.“ Ich glaube, sowas kennen einige von uns.

Das einzige, das unser Umfeld tun kann, ist Verständnis zeigen und da sein. Hilfe anbieten. Nicht ablehnend sein. Das macht den Gemütszustand von uns nämlich nicht besser sondern eher schlechter.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Therapien, Menschen die einen verstehen und sich natürlich mit diesen Erkrankungen auseinandersetzen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Die sogenannten Skills: Jede*r von uns hat natürlich andere, aber mir hilft es mit jemanden zu reden, zu fotografieren, rauszugehen mit meinem Hund. Wenn nichts mehr geht, dann greife ich schon auch mal zum Krisentelefon.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Versteckt euch nicht und nehmt Hilfe an. Es ist kein Versagen, Hilfe anzunehmen. Habt Vertrauen in euch selbst.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Seid für die Betroffenen da. Zeigt Verständnis und hört einfach zu. Zuhören ist ganz wichtig. Das hätte ich mir zumindest immer gewünscht.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin durch die Erkrankungen stärker geworden. Ich habe schwere Zeiten überlebt und darauf bin ich stolz. Ich glaube, meine besondere Eigenschaft ist, dass ich kämpfe. Auch, wenn manchmal der Tunnel noch so dunkel und gefährlich scheint, nicht aufzugeben.

Denn nach jedem Regen kommt auch wieder die Sonne.