Depressionen: Nutze deine Mind-Body-Connections für dich und gib nicht auf!

Betroffene: Elli

Diagnosen: Depressionen

Therapien: ambulante Psychotherapie

Ressourcen: Eisbaden, Freund*innen, Mikronährstoffe, Schreiben

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich würde sagen, ich hatte schon öfter depressive Phasen – das habe ich allerdings lange Zeit nicht verstanden, weil ich trotzdem immer „funktioniert“ habe. Vor ein paar Jahren und nach einigen belastenden Ereignissen in Folge wurde mir dann klar: Okay, jetzt ist Krise – das ist nicht mehr normal, das wird nicht nach ein paar Tagen wieder weggehen, ich muss irgendetwas dagegen machen.

Ich habe dann eine Psychotherapie angefangen, die mir aber leider nicht geholfen hat. Nachdem es mir damit immer schlechter gegangen ist, habe ich abgebrochen – und durch Zufall zu etwas gefunden, was meine Depression so krass gelindert hat: Eisbaden (und noch einige andere Verfahren, die an Mind-Body-Verbindungen ansetzen). Ich glaube, dass es mir letztlich am meisten geholfen hat, mein Nervensystem zu beruhigen – über körperliche Verfahren, weil ich darauf am besten reagiere.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich finde es generell extrem wichtig, über psychische Gesundheit zu sprechen. Und in meinem Fall ist es halt so, dass mir Psychotherapie nicht geholfen hat – und auch solche Fälle wie mich sichtbar zu machen, finde ich super wichtig. Denn man ist als Mensch mit einer psychischen Erkrankung in einer sehr verletzlichen Position. Wenn klar wird, dass die Therapie nicht funktioniert, passiert es leicht, dass geglaubt wird, man „ließe sich nicht genügend darauf ein“ oder „man arbeite nicht genügend mit“. In der schlimmsten Zeit seines Lebens im Prinzip dafür beschuldigt zu werden, dass es einem immer noch nicht besser geht, ist das Kontraproduktivste, was ich mir vorstellen kann.

Ich möchte dafür sensibilisieren, dass eine Depression viele Ursachen haben kann, außer den bereits bekannten wie Stress oder Traumata: zum Beispiel Entzündungen, Mikronährstoffmängel, oxidativer Stress (u.a. durch Umweltbelastungen ausgelöst) oder auch manche Krankheiten – und wenn es einem mit Psychotherapie nicht besser geht, kann man nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen auch versuchen, an diesen Hebeln anzusetzen. Alle Dinge, die ich gerade genannt habe, wurden bzw. werden gerade wissenschaftlich erforscht – man weiß also, dass Körper und Psyche eng zusammen hängen.

In meinem Fall wurde zum Beispiel auch ein schwerer Eisenmangel (sowie einige andere Mikronährstoffmängel) festgestellt. Als diese behoben waren, habe ich mich so unglaublich viel besser gefühlt. Ich wollte plötzlich wieder Sachen machen, ich habe von alleine positive Dinge gedacht, mein Körper war nicht mehr schwer wie Blei.

Trotzdem bin ich natürlich nicht „gegen Psychotherapie“, sondern nach wie vor der Meinung, dass Psychotherapie eine tolle Hilfe sein kann. Und man weiß ja auch, dass Therapie für sehr viele Menschen ein totaler Gamechanger ist und unglaublich viel Positives bewirkt.

Wenn du aber merkst, dass das bei dir, in deinem konkreten Fall, mit der Person, die deine Psychotherapie durchführt, gerade nicht der Fall ist, möchte ich Mut machen – es kann auch einfach sein, dass du mit einem/einer anderen Therapeut:in bessere Erfolge erzielen würdest; oder dass du das, was dir helfen würde, noch nicht gefunden hast. Du bist nicht „kaputt“ oder „unreparierbar“. Es gibt vieles, was gerade erforscht wird, und was dir potenziell helfen kann.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Manche haben gar nicht reagiert, weil sie überfordert waren; bei anderen konnte ich mich jederzeit melden, wenn es mir nicht gut gehen, und das war so wichtig für mich.

Ich glaube, generell hilft es, wenn man Menschen mit einer psychischen Erkrankung das Gefühl gibt, dass sie so sein können, wie sie jetzt gerade sind. Es ist unglaublich anstrengend, wenn man sich während einer Krise noch für andere verstellen muss.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

– dass es Menschen gibt, bei denen ich einfach so sein kann, wie ich bin,

– dass ich verstanden habe, dass es im Leben nicht darauf ankommt, ununterbrochen total super zu funktionieren,

– dass ich trotzdem weiß, was mir aus diesen krassen Stimmungstiefs hilft.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Eisbaden / Kalt duschen – auch das genaue Gegenteil davon: Sauna; Spazierengehen, Chronotherapie (kurzfristiger, gezielter Schlafentzug), mit Freund:innen oder meiner Familie reden.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Gib nicht auf! Es gibt mehr Wege, Depressionen zu lindern, als du vielleicht denkst.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Ich glaube, es ist wichtig, die betreffende Person zu fragen, was sie gerade braucht. Menschen sind unterschiedlich, und man kann oft nicht vorhersagen, was jemand in einer akuten Krisensituation gerade braucht, selbst dann nicht, wenn man die Person gut kennt.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin ein ziemlicher Recherche-Freak und das schätze ich selbst sehr (haha). Finde ständig irgendetwas Wissenschaftliches, was ich interessant finde, gerade auch in Bezug auf psychische Erkrankungen.

 

Elli hat einen Blog und ist auf Instagram.