Sandra Engel

Depressionen: Wie aus Leid ein Segen werden kann!

Betroffene: Sandra Engel
Jahrgang: 1978
Diagnose: Burnout – Depressionen; Magersucht
Therapie: Tiefenpsychologische Gesprächstherapien
Ressourcen: Fotografie, Malen, Yoga, Progressive Muskelentspannung

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Ich erfuhr meine Diagnosen vom Haus- und Facharzt. Als ich sie im Januar 2015 erhielt, ließ mich dies zunächst noch tiefer sinken, als es sowieso schon der Fall war.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Meine Vision ist, Betroffene, Angehörige und auch Arbeitgeber zu den Themen Burnout und Depressionen zu sensibilisieren, auf sich und andere zu achten, sich Hilfe zu holen und Hilfe zu geben. Insbesondere sollten Führungskräfte auf ihre Mitarbeiter achten und ggf. Unterstützung anbieten.

Des Weiteren möchte ich dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft akzeptiert werden. Denn Burnout und Depressionen sind keine Volkskrankheiten oder eine Modeerscheinung. Diese Begriffe machen es klein und unbedeutend. Diese sind Erkrankungen und sind absolut ernstzunehmen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Niemand aus meinem Umfeld, sowohl Familie, Freunde, Arbeitskollegen wussten damit umzugehen. Sie waren überfordert und nahmen teilweise keine Rücksicht darauf.

Ich würde mir wünschen, dass Angehörige und insbesondere Arbeitgeber sich in solchen Fällen informieren, um ggf. eine Hilfe oder Stütze für den Betroffenen zu sein. Floskeln wie „Anderen geht es schlechter!“, „Mach mal was dagegen!“, „Das machst du schon!“ vermeiden. Lasst die Betroffenen nicht mit ihren Sorgen allein und fragt nach.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Gesprächstherapie, der Austausch mit anderen Betroffenen und die zusätzliche Ausbildung zur Burnout-Beraterin.

Inzwischen habe ich eine Ausbildung zur Burnout-Beraterin und Hypnotiseurin abgeschlossen, denn es war für mich unverständlich, dass Betroffene in akuten Momenten, aufgrund langer Wartezeiten bei Psychologen und Therapeuten, keine Hilfe erhalten. Noch nicht einmal ein einziges Gespräch. Dafür möchte ich da sein. Ich möchte Menschen unterstützen und ihnen helfen aus der Spirale des Drucks, des Leidens, zu entkommen. Ich selbst hatte Halt und Unterstützung bei meiner Familie, doch vielen Menschen geht es nicht so. Sie geben sich auf, da sie keine oder nur sehr schwer Hilfe erhalten und oft keinen Ausweg mehr wissen.

Heute begleite ich Betroffene in Form von systemischer Beratung der Stressspirale zu entkommen und wieder in das Berufsleben zurückzufinden und trage somit dazu bei, dass niemand ohne Hilfe bleiben muss. Des Weiteren gebe ich Workshops bzgl. Stresspräventionsmaßnahmen sowie Entspannungstechniken und engagiere mich zusammen mit Vereinen, die Erkrankung Depression öffentlich zu machen, um sie zu verstehen und Betroffene, Angehörige und Unternehmen auf den Umgang mit der Erkrankung zu sensibilisieren.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Die Spaziergänge mit meinem Hund, die Malerei, Zeit für eine Auszeit allein im Hotel o.Ä. nehmen

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Scheut euch nicht, euch zu öffnen und euch Fachärzten, vielleicht sogar der Familie oder Freunden anzuvertrauen. Greift nach jedem Strohhalm, der eine Hilfe sein kann. Probiert euch in allen Dingen aus – wer weiß, was für Talente in euch schlummern oder was von dem Ausprobierten euch einfach guttun kann.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Zeigt Geduld und verurteilt nicht das Verhalten des Betroffenen. Schon allein das zur Seite stehen und Unterstützung anzubieten ist wertvoll. Wendet euch ggf. an Selbsthilfegruppen, um zu erfahren, wie ihr mit der/m Betroffenen umgehen könnt und wie es euch selbst nicht zur Belastung wird.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich genieße es, auch mal alleine zu sein, mag es aber auch, liebe Menschen um mich zu haben. Ich lache gerne und bin aber auch mal ganz ernst bei mir in meinen Gedanken. Ich bin hochsensibel und empfinde es inzwischen als Gabe. Ich sprudele vor Ideen und probiere mich gerne in neuen Dingen aus. Ich kann auch mal entspannt alle Viere von mir strecken, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeit erfahrt ihr auf Sandra Engels Homepage.