Generalisierte Angststörung: Ich bin Grenzgänger.

Betroffener: Andreas Meyer

Jahrgang: 1975

Diagnosen: Generalisierte Angststörung, derzeit Diagnostizierung auf Borderline

Therapien: alles, was möglich ist

Ressourcen: Kunst schaffen, mehr als fünf gute Freunde, Kampfkunst, Sport, Hoffnung, dass doch alles gut wird, viel lesen, viel schreiben

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

2002 wurde ich in die Nußbaumstraße 7 gebracht von meinen Freunden.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich zeige schon seit langem Gesicht – und oute mich immer, auch völlig Fremden gegenüber. Das ist teilweise Notwehr, wie am 30.12.2022.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Das ist so lange her, dass ich es nicht mehr weiß. Ich wünsche mir von meinem Umfeld und meiner Gesellschaft nichts anderes, als was ich bekommen habe und bekomme.

Von der Gesellschaft aber erwarte ich, dass sie mit aller Konsequenz bis zum bitteren Ende gegen rechte Bestrebungen, die Macht zu ergreifen, vorgeht. Leider wird da zu wenig getan.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Mei, alles und nichts. Am meisten half, dass ich Spaß hatte in der Psychiatrie v.a. im Jahre 2008.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Alles, was der „Markt“ hergibt. Martin Heidegger sah das Leben als Aufeinanderfolge von Krisen. Ich gehe weiter und sage, das Leben ist eine einzige Krise. Diese nicht mit Suizid(versuch) zu beantworten ist eine Herausforderung, die mir nicht immer gelungen ist.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Dazu habe ich in meinen „Aphorismen zu Klinik und Wahnsinn“ geschrieben. Hier gibt es Andreas‘ Text zum Download.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Sich selbst ernst nehmen und die Bedürfnisse des Betroffenen nicht über die eigenen stellen.

Die sanfte Kommunikation zwischen Betroffenem und Angehörigen ist ein Schlüssel für eine gelingende Therapie – wenn nicht gar DER Schlüssel.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Meinen Charakter zeichnet das Weiche. Leider bin ich in dieser Hinsicht verhärtet. Die Eigenschaft, die ich an mir am meisten schätze ist, dass ich meine Lieben habe und möglichst liebevoll, was mir nicht immer gelingt, behandle.