Monitoring der Empfehlungen der AG Kinder psychisch und suchtkranker Eltern jetzt umsetzen!
Jedes vierte Kind in Deutschland – also ca. drei bis vier Millionen junge Menschen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr – haben einen vorübergehend, wiederholt oder dauerhaft psychisch und/oder suchterkrankten Elternteil. Kinder psychisch kranker Eltern sind in hohem Maß auf fachlich qualifizierte Hilfe und Versorgung angewiesen. Ihr Hilfebedarf umfasst ein breites Spektrum, das in verschiedenen Sozialgesetzbüchern geregelt ist, was häufig zu Schnittstellenproblematiken und unklaren Zuständigkeiten führt.
Im Juni 2017 beauftragte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung in einem einstimmig vom Deutschen Bundestag beschlossenen interfraktionellen Antrag, eine interdisziplinäre und interministerielle Arbeitsgruppe einzurichten. Diese sollte relevante Problemstellungen identifizieren und Lösungsansätze aufzeigen, um zukünftig eine optimale interdisziplinäre Versorgung betroffener Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien zu gewährleisten und die betroffenen Kinder umfassend und flächendeckend zu unterstützen.
Die ARBEITSGRUPPE KINDER PSYCHISCH UND SUCHTKRANKER ELTERN legte im Dezember 2019 ihren Abschlussbericht dem Deutschen Bundestag vor.
Zehn Bundesorganisationen aus der Kinder- und Jugendhilfe, Psychiatrie und Suchthilfe fordern gemeinsam die sofortige Einsetzung eines Monitorings zur Umsetzung von 19 Empfehlungen zur Verbesserung der Situation von Kindern psychisch- und suchtkranker Eltern. Ein wesentlicher Teil der empfohlenen Maßnahmen bezieht sich auf die Verbesserung der Zusammen- und Netzwerkarbeit des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe sowie die Gestaltung kommunaler Gesamtprozesse. Diese und weitere Empfehlungen wurden innerhalb der vergangenen drei Jahre bisher immer noch nicht umgesetzt. Aus Sicht der Unterzeichner*innen muss die Umsetzung der Empfehlungen jetzt dringend interministeriell auf Bundesebene begleitet, überprüft und ausgewertet werden.
Der AFET konstatiert zu Recht:
„Seit ihrer Veröffentlichung werden die Empfehlungen teilweise auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene vor dem Hintergrund der Möglichkeiten ihrer Implementierung diskutiert. Um die formulierten Ziele und Maßnahmen entsprechend umzusetzen, bedarf es aber einer stärkeren systematischen, interdisziplinären und politischen Schwerpunktsetzung auf Bundesebene und vor allem einer interministeriellen Begleitung der einzelnen Implementierungsschritte.
Die unterzeichnenden Fachverbände und Organisationen halten deswegen einen abgestimmten Monitoring- und Evaluationsprozess für erforderlich. Nach der Bekanntgabe der Empfehlungen handelt es sich hiermit um den nächsten notwendigen Schritt, der system- und rechtskreisübergreifend sowie unter Berücksichtigung der Länder- und kommunalen Ebene und unter Beteiligung der Fachverbände zu planen und umzusetzen ist.“
Das Monitoring soll bestehende und neue Prozesse auf der Bundes-, Landes- und kommunalen Ebene zur Implementierung der Beschlüsse der AG KpkE begleiten und beobachten, und einen Überblick über die aktuelle Versorgungssituation und -landschaft bieten.
Der in regelmäßigen Abständen zu erscheinende Monitoringbericht soll den Fachausschüssen des Deutschen Bundestages, der Landes- und Kommunalpolitik, den kommunalen Spitzenverbänden und Bundesfachverbänden vorgelegt werden.
Mutmachleute e.V. unterstützt diese Forderungen so wie die unterzeichnenden Fachverbände.
AFET-Bundesverband für Erziehungshilfe e. V.
Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder psychisch erkrankter Eltern (BAG KipE)
Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e. V. (BAJ)
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e. V. (BApK)
Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. (dvgp)
Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. (DGSP)
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS)
Fachverband Drogen- und Suchthilfe e. V. (fdr)
NACOA Deutschland Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e. V.