Mutmachleute Kristine

Nur wer auf sich selber achtet, kann für andere da sein!

Name: Kristin
Angehörige von: Tim (mein Lebenspartner, Angststörung)
Jahrgang: 1989
Ressourcen: Yoga & Meditation, gutes Essen, Austausch mit Freund*innen & Familie

 

Wie hast du von der Erkrankung deines Angehörigen erfahren? Was war deine erste Reaktion?

Das war ein schleichender Prozess. Mein Freund entwickelte in bestimmten Situationen immer mehr Angst, was ich so von ihm nicht kannte. Es fing an, dass er bei einem Urlaub im Flugzeug nervös wurde. Die tägliche Fahrt mit der Bahn zur Arbeit wurde für ihn immer mehr zu Belastungsprobe und er hatte mit Panikattacken und erhöhtem Blutdruck zu kämpfen. Ich hatte bereits im selben Jahr Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen innerhalb meiner Familie gemacht, daher war sein Verhalten für mich nicht ganz neu. Dennoch gab es sehr schwierige Phasen während der Erkrankung für uns beide.

 

Wieso möchtest du anderen Angehörigen Mut machen?

Angehörige haben oft das Gefühl oder sehen sich in der Verpflichtung für den Betroffenen da zu sein, dabei passiert es leicht, dass man sich und seine eigenen Bedürfnisse nach hinten stellt.

Mir ist es wichtig, dass jede*r erkennt, dass man nur helfen kann, wenn man auch auf sich selber achtet. Außerdem möchte ich allgemein dafür sensibilisieren, dass psychische Erkrankungen keine Randerscheinung sind und in unserer Gesellschaft stattfnden. Deswegen sollten wir offen darüber sprechen und uns gegenseitig Mut machen, zusammen geht vieles leichter als alleine.

 

Was hat dir am meisten geholfen, mit der Diagnose deines Angehörigen umzugehen? Welche Hilfsangebote für Angehörige nutzt du?

Die Erfahrungen, die ich in meiner Familie gemacht habe, konnte ich gut nutzen, um in meiner eigenen Situation Möglichkeiten zur Verbesserung zu finden. Besonders hilfreich war für mich der offene Austausch mit meinen Eltern und engen Freund*innen und der Zuspruch, den ich dadurch erfahren habe.

 

Woraus schöpfst du neue Kraft für dich persönlich, in Momenten, in denen du dich schwach fühlst?

Ich habe mir selber eine Liste mit Dingen gemacht, die mir Energie geben. Wenn es mir nicht gut geht, weiß ich, was mir helfen würde, um mich besser zu fühlen. Für mich persönlich ist das ein bewusster Umgang mit meinem Körper, also gesundes Essen, viel Bewegung und Sport. Personen, um mich rum zu haben, die mir wichtig sind, gibt mir besonders Kraft – dazu reicht manchmal auch nur ein kurzes Telefonat und mir geht es besser.

 

Wie kannst du deinem Angehörigen in schwierigen Situationen und Krisen helfen?

Offen kommunizieren hilft enorm, den anderen fragen, wie es ihm geht und was er braucht. Gleichzeitig aber auch auf seine eigenen Bedürfnisse aufmerksam machen. Im Idealfall macht man Dinge zusammen, die beiden guttun. Das kann etwas ganz Kleines sein, wie ein kurzer Spaziergang oder eine gute Tasse Kaffee. Wichtig ist meiner Meinung nach zu zeigen, dass man füreinander da ist und in schwierigen Situationen unterstützt.

 

Was wünscht du dir von deinem Angehörigen?

Verständnis für die eigene Situation und dass wir lernen, offener und mehr miteinander zu sprechen ohne die eigene Meinung über alles zu stellen (das gilt übrigens auch für mich selber 😉)

 

Meine Website Mentalanker befasst sich mit der Situation der Angehörigen, die Personen im nahen Umfeld haben, die psychisch erkrankt sind. Der Anker steht als Symbol für Halt und Unterstützung und genau diese Eigenschaften sollen die Inhalte der Seite den Lesern mitgeben.

Kristin ist auch bei Facebook und Instagram.