Iris Wandraschek

Psychotherapeutin Iris Wandraschek. Depression: Deine Wahrnehmung wird nur dann klar, wenn du den Mut hast, in deine Seele zu schauen.

Name: MMag. Iris Wandraschek

Jahrgang: 1982

Beruf: Psychotherapeutin (systemische Familientherapie)

Spezialisierung/Thema: Depression, Angst, Zwang, Sucht, somatoforme Schmerzstörungen, Scheidung, Trennung, Kinderlosigkeit, familiäre Konflikte etc.

Therapieangebote/Hilfsangebote: Psychotherapie und Coaching für Einzelpersonen, Paare und Familien – in meiner Praxis in Krems/Donau (AT) und Online via Skype, Zoom etc.

 

Wie definiert ein*e Experte*in die Erkrankung? Welche Kriterien müssen für eine Diagnose vorliegen und was sind die typischen Symptome?


Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit (krankhafte Unruhe), Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen (aus dem ICD-10).

 

Welche Vorurteile bzw. welche falschen Vorstellungen gibt es in der Gesellschaft zu der Erkrankung?

Oftmals werden die Symptome einer Depression in der Gesellschaft als ein Zeichen von Schwäche wahrgenommen bzw. einzelne Symptome als „nicht wichtig“ angesehen. So habe ich es immer wieder erlebt, dass Patienten bereits jahrelang beispielsweise unter Schlafstörungen, Interessenlosigkeit, Konzentrationslosigkeit etc. leiden, diese Symptome aber nicht einer Depression zuordnen würden. Ebenso erlebe ich oft, dass Menschen klassische Symptome einer Depression mit den Symptomen eines Burnoutes verwechseln und ihre Erkrankung auch so bezeichnen. Generell dauert es leider oft sehr lange, bis der Weg in die Psychotherapie oder zum Facharzt für Psychiatrie aufgesucht wird.

 

Was sind die klassischen bzw. hilfreichsten Therapiemöglichkeiten?

 

Als Therapie der Wahl wird eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie angesehen. Dabei ist vor allem hinsichtlich der Psychotherapie wichtig, dass eine gewisse Veränderungsbereitschaft gegeben ist. Denn in der Therapie werden Muster aufgespürt, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung ausschlaggebend sind. Nur wenn diese Muster „durchbrochen“ werden, ist eine nachhaltige Verbesserung der Situation möglich.

 

In wie weit ist eine Heilung, ein gutes Leben mit der Störung möglich?

Ich habe schon sehr viele Patient*innen erlebt, denen es nach einer Psychotherapie deutlich besser geht. Auch ein stationärer Aufenthalt kann manchmal notwendig sein und dazu führen, dass sich Symptome verbessern. Generell ist „Heilung“ bzw. eine Verbesserung der Symptomatik immer auch abhängig von mehreren Faktoren:

1) Wie ist die professionelle Beziehung zu meinem/r Therapeut*in? Habe ich das Gefühl, mich wirklich öffnen zu können?

2) Inwieweit gelingt es mir, Aspekte, die in der Psychotherapie besprochen wurden (neue Verhaltens- und Denkweisen) im Alltagsleben umzusetzen?

Ist beides gegeben, so kann Psychotherapie sehr wirksam sein!


Welche besonderen Fähigkeiten haben Betroffene?

Menschen mit einer depressiven Störung erlebe ich mit den unterschiedlichsten besonderen Fähigkeiten. Das bedeutet für mich, dass Betroffene nicht durch die Depression besondere Fähigkeiten haben, sondern die besonderen Fähigkeiten durch die Erkrankung aktuell verschüttet sind bzw. so nicht mehr wahrgenommen werden können. Ich selbst sehe es als meine Aufgabe an, genau diese Fähigkeiten herauszulesen und sie für die Patient*innen wieder sichtbar zu machen. Betroffene sind durch die eigene Erkrankung möglicherweise sensibilisiert und können eventuell vorliegende depressive Erkrankungen danach unter Umständen schneller und besser erkennen.

Weitere Informationen zu Iris Wandraschek auf der Website.