Rezidivierende Depression: Depression ist ein Arschloch.

Betroffene: Petra
Jahrgang: 1969
Diagnose: Rezidivierende Depression (mittelschwere bis schwere Depression)
Therapie: 100 Stunden Verhaltenstherapie
Ressourcen: Freunde, Yoga, Musik

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich kenne die Krankheit schon seit meiner Jugend. Meine Mutter ist an einer Depression erkrankt, mein Ex-Mann an einer Bipolaren Störung und meine Töchter sind ebenfalls Betroffene.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Es gab Freundinnen und meine Eltern, ohne deren Unterstützung ich die Zeit nicht überlebt hätte. Doch oft musste ich eine Maske tragen, die in dieser schweren Zeit noch zusätzlich Kraft gekostet hat, weil das Umfeld mit Unverständnis und Ablehnung reagiert hat.

Aufklärung schafft Wissen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ich wünsche mir Unterstützung – oder zumindest keine Verurteilung und liebevolle Annahme. Wenn sich jemand ein Bein bricht oder gelähmt ist, dann zeigt die Gesellschaft Mitgefühl, jedoch bei einer psychischen Erkrankung wird das als Schwäche und Selbstverschulden ausgelegt.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Foren im Internet, wo ich gesehen habe, dass ich nicht die einzige Betroffene bin sowie meine Psychotherapeutin.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich gehe regelmäßig zu meiner Psychotherapie, nur dort kann ich wirklich alles besprechen.
Ich höre Hard-Rock – laut. Ich versuche dann mich körperlich abzureagieren.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Holt euch professionelle Hilfe. Sucht die Hilfe, die euch guttut, gebt nicht auf, wenn die Warteliste lang, die ersten Vorgespräche doof sind, hört auf euer Bauchgefühl.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Seid einfach da. Hört zu. So wenig Ratschläge wie möglich. In einer depressiven Episode belastet das Betroffene nur und ist wie ein Schlag.
Im Notfall, besonders bei Suizidalität, sofort handeln!!! Sonst auch immer wieder gut auf sich selbst schauen, denn mein Kümmern hat mich krank gemacht.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin stark und stehe immer wieder auf!