Mutmachleute Wolfgang Schmitz

Schizoaffektive Störung: „Ich möchte so akzeptiert werden, wie ich bin.“

Betroffener: Wolfgang Schmitz

Jahrgang: 1970

Diagnose: Schizoaffektive Störung

Therapie: Gruppentherapie; Medikamentation

Ressourcen: Schreiben, Singen und Klavier Spielen

 

 Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

1999 hatte ich eine psychotische Episode mit dreimonatigem Krankenhausaufenthalt. 2004 erhielt ich dann die Diagnose „Schizoaffektive Störung“ nach einem Aufenthalt in der Tagesklinik.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Gerade im beruflichen Kontext wird einem meistens geraten, die Krankheit zu verheimlichen.

Ich möchte aber so akzeptiert werden, wie ich bin. Dieser Widerspruch macht mich krank unter anderem. Deshalb möchte ich mit dem Versteckspiel aufhören.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ich habe großes Glück gehabt, dass sich kaum jemand aus dem Familien- und Freundeskreis abgewandt hat. Die meisten waren besorgt und haben mir auch Hilfe angeboten.

Ich wünsche mir mehr Aufklärung, weniger Stigmatisierung und Kriminalisierung von Betroffenen.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Ich war zunächst erleichtert, als ich erfuhr, dass es für das, was mit mir geschah, einen Namen gibt. Heute sehe ich die Krankheit als Gradmesser, der mir hilft auszuloten, ob ich auf einem guten Weg bin, ob ich mir zu viel zumute und über meine Verhältnisse lebe.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich schreibe viel, mache Musik und zwinge mich rauszugehen, auch wenn ich mich verkriechen möchte. Ich meditiere. Ich mache bewusst kleine Schritte.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es gibt keine Norm oder normales Verhalten. Das ist alles Verhandlungssache auf gesellschaftlicher Ebene.

In Köln, wo ich herkomme, sagt man: Jeder Jeck ist anders. Und ich denke, wir sind alle Jecken.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Mir ist immer geholfen, wenn man mir mit Ehrlichkeit und Verständnis begegnet. Und Geduld finde ich wichtig. Im offenen Dialog kann man am besten seine Wahrnehmung auf Schieflagen überprüfen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich stehe immer wieder auf. Ich habe meistens ein offenes Ohr für meine Freund*innen. Ich versuche auch, niemanden zu verurteilen. Ich bin bereit, mich selber zu verändern und weiterzuentwickeln.