Angst-und Panikstörung, Depressionen: Ich darf ein schönes Leben haben!

Betroffene: Miriam

Jahrgang: 1982

Diagnosen: Angst-und Panikstörung, Depression

Therapien: Mehrere Klinikaufenthalte, seit vielen Jahren ambulante Psychotherapie

Ressourcen: mein Mann und meine Kinder, meine beste Freundin, meine Kreativität

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich wusste schon als Jugendliche, das da „was nicht stimmt“. Als Tochter einer psychisch erkrankten Mutter und eines gewalttätigen und seelisch verachtenden Vaters, hatte ich schon sehr früh Ängste und Panikattacken. Aber immer war da der Wille, da irgendwann raus zu kommen und mich dann um mich kümmern zu können.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich will mich nicht mehr verstecken. Ich kann nichts dafür, dass ich diese Krankheiten habe und nicht ich bin diejenige, die sich schämen muss. Das Versteckspielen kostet unheimlich viel Kraft, die ich eigentlich dafür brauche, mit den Krankheiten umzugehen. Meine Erkrankungen müssen raus aus der dunklen Ecke, den es gibt sie viel öfter, als alle denken.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mein nahes Umfeld hat sehr positiv reagiert und unterstützt mich sehr. Immer wieder begegne ich Menschen, denen ich davon erzähle, die schwer damit umgehen können und den Kontakt vermeiden. Ich freue mich immer, wenn Menschen nachfragen – Mitgefühl anstatt Mitleid hilft. Ich würde mir wünschen, dass psychische Erkrankungen genauso „normal“ sein dürfen, wie eine Grippe, eine Herzerkrankung oder Diabetes.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Meine immer noch stattfindende Psychotherapie bzw. die Arbeit mit meiner Therapeutin. Ich bin immer noch und immer wieder dabei, sie zu akzeptieren bzw. mehr in mir zu sehen, als die Erkrankung.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Austausch mit meiner Therapeutin, meine Selbsthilfegruppe, die ich im Oktober 2021 gegründet habe, die Unterstützung durch meinen Mann. Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben? Niemals aufgeben! Es lohnt sich, auch wenn es lange dauert.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Mir helfen sie am meisten, indem sie „da“ sind und mich sehen und lieben. Es braucht gar nicht viel zu tun, manchmal reicht eine Hand im Rücken, die kurz „hält“.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich überlege viel und rede dann und möchte im Austausch sein über Dinge, die unter der Oberfläche ihren Platz haben (z.B. Was ist sinnvoll, was kommt nach dem Tod, was ist wichtig im Leben, etc.) Ich bin reich beschenkt durch meine Kreativität, die mich schon oft gerettet hat.