Burnout: Achte auf dich selber und deine Kinder, dann kann dein Partner auch in Ruhe genesen.

Name: Julia Krivachy

Angehörige von: Ehemann André Eichbauer, Burnout und Depression

Jahrgang: 1983

Hilfsangebote: Coaching für Angehörige

Ressourcen: Natur, Schwimmen, Skifahren, Hund, Freunde, Yoga, Pferde

Achte auf dich selber und deine Kinder, dann kann dein Partner auch in Ruhe genesen. Wenn du dich allerdings selber vernachlässigst, kannst du auch nicht stark sein und das ganze System kollabiert noch eher … Also achte auf dich.

 

Wie hast du von der Erkrankung deines Angehörigen erfahren? Was war deine erste Reaktion?

Mir fiel schon einige Zeit vor seiner Diagnose auf, dass er total im Autopilot und kaum ansprechbar war – ich kam aber auch nicht mehr an ihn ran und habe ihn einfach machen lassen.

Als er es mir erzählte war ich natürlich getroffen, aber nicht wirklich überrascht.

 

Wieso möchtest du anderen Angehörigen Mut machen?

Zuerst einmal möchte ich hier Nora Tschirner zitieren, die in einem Interview mal sagte, ihre Depression war eine gesunde Reaktion auf ein krankes System. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Zeit vor dem ersten Burnout meines Mannes einfach zu überladen war und das nicht gutgehen konnte. Durch meine Yogazeit hatte ich auch schon viel Kontakt zu Leuten gehabt, die wirkliche Krisen hinter sich hatten und hatte nicht wirklich Angst davor.

Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass v.a. bei der zweiten Erkrankungsphase mit einer Depression die Nerven bei uns allen wirklich blank lagen (diese fiel übrigens noch in die ausgelaugte Coronalockdownzeit). Es hat alles viel länger gedauert als ich dachte und die ersten Veränderungsschritte haben nicht dazu geführt, dass mein Mann dauerhaft gesund war. Das hat mich ehrlich gesagt sehr frustriert, mich wütend gemacht und mir dann doch Angst gemacht.

Dennoch finde ich, dass wir als Familie es geschafft haben grundlegende Veränderungen in unser System zu bringen, so dass es uns allen gut geht und wir auch daran gewachsen sind.

 

Was hat dir am meisten geholfen, mit der Diagnose deines Angehörigen umzugehen? Welche Hilfsangebote für Angehörige nutzt du?

Ehrlich gesagt habe ich mich damit etwas alleine gelassen gefühlt. Mir wurden von der Behandlung meines Mannes keinerlei Angebote gemacht wie gemeinsame Gespräche, Angehörigenberatung … Ich hatte dann nach Selbsthilfegruppen geschaut, aber die fielen terminlich immer auf Tage, wo ich schon andere schöne Vorhaben für mich hatte, so dass ich sie nicht ausprobiert habe.

Wir waren allerdings bei einer Familien-/Paartherapeutin, das hat mir sehr geholfen. Und auch mit einer Verhaltenstherapeutin habe ich gesprochen, dadurch konnte ich das alles viel besser einordnen und auch wieder lernen mehr auf mich zu achten.

 

Woraus schöpfst du neue Kraft für dich persönlich, in Momenten, in denen du dich schwach fühlst?

Durch Ausflüge in die Natur, durch Gespräche mit guten Freunden, durch Besinnung auf das, was ich wirklich will, durch schöne Projekte / Momente, ehrliche Gespräche, in denen ich sagen kann, dass es mir gerade nicht gut geht. Und wenn gar nichts mehr hilft: Pferde striegeln.

 

Wie kannst du deinem Angehörigen in schwierigen Situationen und Krisen helfen?

Ich kann ihn mittlerweile daran erinnern, dass es mal wieder Zeit zum Malen ist, er einen Freund treffen soll oder wir etwas räumliche Trennung brauchen um uns nicht auf die Nerven zu gehen gegenseitig.

 

Was wünscht du dir von deinem Angehörigen?

Dass er dabei bleibt sich zu spüren 😉

 

Julias Ehemann André hat ebenfalls bei #Mutmachleute einen Beitrag verfasst.

Und hier geht es zu Julias Homepage.