Borderline, Depressionen & Ängste: Man kann sich nur selbst aufrichten – andere können nur stützen.

Betroffene: Silke
Jahrgang: 1972
Diagnose: Borderline, Depressionen, Ängste, somatoforme Schmerzstörung u.a.
Therapie: Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Ressourcen: Hund, Lesen, Häkeln, Kinder, Enkel

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

1998

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Es ist wichtig, anderen Betroffenen mit psychischen Erkrankungen Mut zu machen und zu sich und seiner Erkrankung zu stehen, sie zu akzeptieren, um sich und anderen helfen zu können.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

In meiner Familie bin ich das schwarze Schaf, man glaubt, ich würde nur so tun, als ob es mir schlecht ginge. Ich würde mir wünschen, dass meine Probleme ernst genommen werden und, dass sich mein Umfeld über die Erkrankung informiert und mit mir darüber redet. Dass man mich fragt, wie man in bestimmten Situationen mit mir umgehen kann und auch akzeptiert, wenn ich mal sage, dass ich gerade überfordert bin. Ich wünsche mir außerdem, dass man mir die Zeit lässt, die ich brauche.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Akzeptanz ist durch die Beschäftigung mit der Krankheit entstanden. Die Psychologin, die damals meine Diagnose stellte, war super und hat mich umfassend aufgeklärt und mit mir über die Erkrankung gesprochen. Ich bin sehr offen in der Therapie, da ich der Überzeugung bin, dass mir nur so geholfen werden kann.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich gehe mit meinem Hund spazieren, rufe meine Töchter an und frage, ob sie mich besuchen, oder ich telefoniere mit meiner Schwester. Ich nehme Medikamente und nutze Skills. In der letzten großen Krise habe ich in der Klinik angerufen, in der ich schon mehrfach war, und habe mich dort angemeldet. Der Aufenthalt hat mir erneut sehr geholfen. In der Wartezeit habe ich mich mit Medikamenten und dem Gedanken, dass mir bald geholfen wird, über Wasser gehalten. Da ich bisher keinen ambulanten Therapeuten gefunden habe, war ich zu Krisengesprächen bei einer Psychologin vom sozialpsychiatrischen Dienst.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Niemals aufgeben und sich immer Stück für Stück vorarbeiten. Zu sich selbst gut und fürsorglich sein, auch wenn es schwerfällt.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Abgrenzen und gleichzeitig Verständnis zeigen. Nicht aus Mitleid alles durchgehen lassen.
Angehörige sollten Betroffene bei Konflikten mal durchatmen lassen und nicht immer sofort eine Antwort erwarten.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich habe keine wirkliche Ahnung, was bzw. wer ich wirklich bin oder was ich an mir selbst schätze.
Über meine positiven Eigenschaften zu schreiben, fällt mir momentan sehr schwer.