Borderline, Depressionen, Essstörung und soziale Phobie: Nur weil ich eine Erkrankung habe bin ich nicht weniger wert als andere Menschen!

Betroffene: Paula

Jahrgang: 2003

Diagnosen: Borderline Persönlichkeitsstörung, Depressionen, die in verschiedenen Schweregraden auftauchen, soziale Phobien, eine Essstörung

Therapien: viel ambulant, mehrere stationäre Aufenthalte auf verschiedenen Stationen

Ressourcen: habe lange Klavier gespielt, musste das aber zugeben wegen meiner Psyche, sonst zeichne ich ganz viel, und gestalte Sticker und Buttons

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Als ich das erste mal in Therapie gegangen bin, das war Anfang 2020. Dort habe ich die Diagnosen „soziale Phobie“ und „leichte Depressionen“ bekommen. Es wurde danach aber ganz schnell schlimmer, sodass ich in eine Klinik musste wo ich dann die Essstörung diagnostiziert bekommen hab, zu dem auch Borderline und schwere Depressionen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich anderen Leuten, die in der selben Situation stecken wie ich damals, Mut machen möchte. Und weil ich mir selber beweisen möchte, dass psychisch krank zu sein nichts ist, wofür man sich schämen muss!

 

Wissen deine Freund*innen über deine Erkrankung Bescheid? Wenn ja, wie haben sie darauf reagiert und wie gehen sie damit um? Würdest du dir von ihnen einen anderen Umgang mit dir wünschen?

Ja, eigentlich wissen alle meine Freunde Bescheid, denn die meisten meiner Freunde kenne ich aus den Kliniken, in denen ich war. Sie gehen damit sehr gut um, lassen mir Raum wenn ich welchen brauche, aber sind trotzdem immer für mich da und supporten mich wie es nur geht.

 

Wird an deiner Schule auf die Themen psychische Erkrankungen, Achtsamkeit, Stress, Suizidalität in einem Unterrichtsfach oder in einem gesonderten Kurs/AG darauf eingegangen? Würdest du dir da eine Veränderung und/oder mehr Aufklärung wünschen?

Ich gehe nicht mehr in die Schule, bin auch schon lange krankgeschrieben, sodass ich auch nicht arbeiten kann. Aber ich weiß noch von damals, dass sich in meiner Schule immer lustig gemacht wurde von den Schülern aber auch Lehrern über andere Mitschüler*innen, die psychische Probleme hatten und unter anderem auch in Kliniken mussten.

 

Konntest du dich einer Lehrkraft anvertrauen?

Das war unvorstellbar.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren? Welche Skills nutzt du in Krisensituationen?

Zu sehen dass ich nicht alleine bin mit meinen Problemen hat mir geholfen meine Erkrankungen zu akzeptieren. In Krisensituationen nutze ich die Therapie ganz stark aber auch Stresstoleranzskills wie z.b. scharfe Bonbons, Igelbälle, Ammoniak, kalt duschen und noch vieeeeel mehr. (Skills findet man ganz viel im Internet auch)

 

Was möchtest du anderen betroffenen Jugendlichen mit auf den Weg geben?

Bitte schämt euch nicht nach Hilfe zu fragen und diese auch anzunehmen. Es gibt soooo viel wozu es sich zu leben lohnt, wenn man es einmal aus dem Loch rausgeschafft hat.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Eine Charaktereigenschaft, die ich am meisten an mir schätze, ist, dass ich extrem tierlieb bin. Tiere haben mir auch extrem weiter geholfen in Krisensituationen.

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