Mutmachleute Markus Lange

Depressionen und Angststörung: Denke an das Schöne, das Du erreicht hast, und das Negative wird zur Nebensache.

Betroffener: Markus Lange
Jahrgang: 1992
Diagnosen: Depressionen, Generalisierte Angststörung, Panikstörung
Therapie: Psychotherapie
Ressourcen: Entspannungsübungen, Lesen, Schreiben, Sport, Freunde, Familie

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Ich leide seit vielen Jahren unter Panikattacken. Mittlerweile habe ich sie gut im Griff, aber bis vor etwa einem Jahr wurden sie immer schlimmer und ich musste dann letztendlich zum Psychiater. Dieser hat mir mitgeteilt, dass ich unter einer Angststörung leide und Panikattacken habe. Er hat es mir sehr liebevoll erläutert und somit habe ich es auf eine „angenehme“ Weise erfahren.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich möchte auch in der Öffentlichkeit Gesicht zeigen in puncto Panikattacken. Es ist mir wichtig, da ich weiß, dass gerade bei einer Angsterkrankung der Austausch mit Betroffenen enorm wichtig ist. Dadurch wird es leichter. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Mein Umfeld hat sehr erschrocken auf meine Erkrankung reagiert und fühlte sich anfangs unsicher. Als ich selbst jedoch durch Bücher über die Vorgänge in meinem Körper aufgeklärt wurde, konnte ich es auch meinen Angehörigen und Freunden besser erklären und fand dadurch mehr Akzeptanz. Ich wünsche mir von meinen Freunden, Bekannten und allen, die mit mir zu tun haben, dass sie sich selbst klar werden, was es heißt, eine Panikattacke zu haben.

Die Gesellschaft sollte allgemein psychische Erkrankungen mehr akzeptieren.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Mir half die allgemeine Aufklärung, dass in meinem Gehirnstoffwechsel etwas nicht stimmt. Es fehlen die Botenstoffe Serotonin und Dopamin und auch das Adrenalin ist nicht ausreichend vorhanden, wenn man eine Angststörung hat. Ich fand auch die Therapiestunden sehr hilfreich, da ich dadurch die Angstspirale durchbrechen konnte und Hilfe zur Selbsthilfe fand. Ich konnte durch all diese Hilfestellungen meine Ängste und Attacken akzeptieren.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich weiß, dass ich dann besonders auf meine Atmung achten muss und die Atmung mir hilft, die Krise zu überstehen. Die Atmung stellt für mich eine Ressource dar, da ich sie zur Hand habe und mich hier beruhigen kann. Meine persönliche innere Stärke sehe ich auch als Ressource, auf die ich immer Zugriff habe. Ich kann mich so selbst beruhigen und die gelernten Entspannungstechniken kommen mir dann zugute.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Auf jeden Fall sich mit anderen Betroffenen in Verbindung setzen, z.B. in einer Selbsthilfegruppe. Dann natürlich die ärztliche Hilfe nicht scheuen und auch Antidepressiva vorübergehend in Betracht ziehen, wenn die Panikattacken zu schlimm werden. Es gibt viele Wege, eine Psychotherapie kann ein Weg sein. Die Konfrontationstherapie hat mir sehr viel geholfen.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Die Angehörigen sollten ein Bild und eine Ahnung von der Erkrankung haben. Es ist daher gut, wenn sie Bescheid wissen, was beim Betroffenen bei einer Panikattacke gerade passiert. Dadurch sind die Angehörigen gefasster und können beruhigend agieren. Das hilft dann wiederum auch auf jeden Fall dem Menschen, der unter Panikattacken leidet.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich selbst bin ein kreativer und neugieriger Mensch, das hat mir auf jeden Fall innerhalb meiner Erkrankung immer geholfen. Außerdem bin ich trotz Erkrankung offengeblieben und freue mich immer, wenn ich anderen helfen kann.

Der Austausch liegt mir sehr und ich bin mutig. Denn ohne Mut gibt es kein Vorankommen.

 

Markus bloggt auf Panikattacken – was tun?