Depressionen und Angststörung: Nur aus der Asche wächst ein Phönix und wird sichtbar, wenn der Nebel sich verflüchtigt …

Betroffene: Belinda

Jahrgang: 1974

Diagnosen: wiederkehrende Depressionen, Angst- und Panikstörung, PTBS

Therapien: drei Klinikaufenthalte, APP-Schwestern, tierbegleitende Therapie, letzter Wechsel zur aktuellen Therapeutin 2014, seither durchgehend

Ressourcen: Entspannungstrainerin, angehende EX-IN, Schreiben

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Im ersten Klinikaufenthalt 2009, die Angst- und Panikattacken häuften sich derart, dass ich darüber nachdachte, mir das Leben zu nehmen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Als groß gewachsene, immer souverän wirkende Erscheinung möchte ich zeigen, dass jede*r zusammenbrechen kann.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Von „ich versuche zu verstehen“ bis hin zu „geht gar nicht – doch nicht meine Schwester!“.

Mir wurde nicht geglaubt, da ich immer noch „funktionierte“. So wurde ich als wankelmütig und launisch bezeichnet. Aus dem Grund mache ich die Weiterbildung zur EX-IN, weil ich es nachvollziehen kann und unterstützen möchte.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Das Rausschreiben meiner Geschichte und dies als Buch zu veröffentlichen. Wie ein Befreiungsschlag endlich nicht mehr schweigen zu müssen. Mein Körper hat mich zur Ruhe gezwungen, also begann ich nachzudenken. Habe losgelassen und mich von toxischen Menschen getrennt. Sowohl von Partnern als auch sogenannter Freunde.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Wenn ich mich wieder enorm unter Zeitdruck fühle, ist es das sicherste Zeichen, dass ich wieder drüber bin. Dann ziehe ich die Notbremse, sage Termine ab und schaufle mir Ruhephasen. Meine Katze ist die wichtigste Energiequelle für mich, sich hat mich daran erinnert, Pausen zu machen.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ist der Moment auch noch so düster, so ist es kein Leben in permanenter Dunkelheit! Der Nebel und das wattige Gefühl werden vergehen. Ich bin ein lebender Beweis, dass es möglich ist, seinen Weg zu finden.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Nehmt die Situation ernst und tut es nicht als launisch etc. ab. Betroffene wollen nicht in Watte gepackt werden! Sagt den Betroffenen, dass ihr für sie da seid und möglicherweise den Weg mit ihnen geht. Doch am wichtigsten ist es für Betroffene zu wissen, nicht damit allein zu sein! Überfordert euch die Situation zu unterstützen, helft bitte professionelle Hilfe zu finden.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin da. Bin sehr verständnisvoll und es gibt kein Thema, welches nicht besprochen werden kann. Ich bin Mensch und darf perfekt unperfekt sein! Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben! Meine Diagnosen haben mich weicher und menschlicher werden lassen. Ich höre heute einmal mehr hin, ohne zu be- und verurteilen.

Zeit ist das kostbarste Geschenk, also verschleudere diese nicht an Menschen, die dies nicht zu würdigen wissen.

 

Belinda bloggt auf ihrer Homepage zum Thema.